Magdas Hotel in Wien wird nur von Flüchtlingen und Asylwerbern betrieben. Das macht es einzigartig in Europa und gleichzeitig zu einem Lichtblick für die leicht angestaubte und traditionsschwangere Wiener Hotelszene.
Beinahe jedes Teil, das verwendet wurde, hat eine eigene Geschichte. Welche Geschichte schreiben die Versatzstücke jetzt gemeinsam?
Über diese Geschichte und alles was wir daraus gelernt haben, gibt es ein eigenes Buch: "Alles wird gut – das Rezept". Dieses Buch stellt alles Gelernte zusammen und bietet einen Leitfaden fürs Nach- und Selbermachen solcher und ähnlicher Projekte.
Es ging vor allem darum, einen Ort des Miteinander zu schaffen – wie habt ihr das umgesetzt?
In dem wir in den meisten Zimmern bewusst auf die gewohnte passive "Abend-Unterhaltungs-Hirn-Prothese" Fernseher verzichten und die Gäste dadurch animieren – manche auch zwingen –, ihre freie Zeit aktiv in der Lounge mit Anderen zu verbringen. Pragmatisch aus Sicht des Planers war es notwendig eine gemütliche und gut ausgestattete, dadurch vielfältig nutzbare Lounge im Erdgeschoss mit ansprechendem Freiraum anzubieten. Die Substanz ermöglichte dies zum Glück und wir konnten einen Ort schaffen, welcher nicht nur den Hotelgästen und den UMFs (unbegleitete minderjährige Flüchtlinge) offen steht, sondern auch Leute aus der Umgebung anzieht.
Der Mehrwert liegt nicht in der Ausstattung, sondern in der Aussage – seht ihr das als allgemeines Credo für eure Arbeit an?
Nein – es gibt auch bei uns Projekte, deren Wert aus hochwertiger, perfekt abgestimmter Ausstattung im feinstens proportionierten und detallierten Raum entsteht. Architektur ist auch Design und Design heisst – auch heute – nicht zwangsweise nur mehr Re- oder Upcycling.
Dennoch versuchen wir den Wert oder Mehrwert unserer Projekte vielfach über deren "innere Werte" zu definieren. Das kennen wir ja alle aus der Liebe.
Flüchtlinge müssen Teil der Stadt und nicht an die Ränder und in Isolation gedrängt werden – wie seht ihr das aus der Sicht von Architekten?
Die Erfahrung hat gezeigt, dass es für ein gutes Miteinander von Flüchtlingen und Eingeborenen vor allem zwei Voraussetzungen braucht: Aufklärung und Angemessenheit! Unwissenheit erzeugt hierzulande immer noch mehr distanzierende Angst als verbindende Neugierde.
Kleinere dezentrale, in ihrer Größe auf die Nachbarschaft fein abgestimmte Quartiere, Wohngemeinschaften und Treffpunkte sind sowohl für Flüchtlinge als auch für Eingeborene verdauliche Häppchen, welche aufgrund der verträglichen Größe in innerstädtischen Lagen ebenso wie am Stadtrand integriert werden können. Die Frage nach dem "wo" stellt sich dann nicht mehr, wenn die Angst vor dem "wer" verschwunden ist. Das Magdas leistet beide Voraussetzungen.
Und was steht bei Alles wird gut in nächster Zeit an?
Hoffentlich noch mehr solcher Projekte! Persönlich werten wir dieses Projekt dann als vollen Erfolg, wenn es eben gar nichts Besonderes mehr darstellt – wenn es einfach normal und alltäglich geworden ist!
Das Rezept-Buch von Alles Wird Gut kann man hier erwerben. Ein Zimmer in Magdas Hotel (ab € 60) kann man außerdem hier buchen.