Hasspostings vor die Twitter-Zentrale sprühen. Patrioten ihre Rechtschreibfehler vorhalten. T-Shirts und Kopftücher mit Parolen bedrucken. Die Kunst kennt viele Arten, auf rechte Hetze zu antworten. Manche schockieren, die meisten haben Schmäh.
„Schwule raus nach Auschwitz“, „Deutschland braucht für den Islam wieder die Endlösung“, „Niggers are a plague to our society“. Das sind nur drei von über 300 Hasspostings, die der deutsch-israelische Künstler Shahak Shapira über sechs Monate bei Twitter meldete. Eigentlich steht in den Twitter-Regeln klar drin: Hetze, Gewaltandrohungen, rechswidriges Verhalten (gegen Gesetze im Land des Users!) sind verboten. Eigentlich. Faktisch kamen nur neun Standard-Antworten vom Support: Kein Verstoß gegen die Verhaltensregeln.
Daher entschloss sich Shapira, den IT-Konzern im realen Leben anzugreifen. In einer Nacht Anfang August sprühte er besagte Tweets vor die deutsche Firmenzentrale in Hamburg. Die Aktion „#HeyTwitter“ sorgte für einen Aufschrei, Shapira konnte sich seinen Frust im Mainstream von der Seele reden, obwohl Twitter dumm und arrogant reagierte: Die Tweets wurden gelöscht – mit Reinemach-Teams vor der Zentrale, nicht virtuell. So verdeutlichen die neun Support-Antworten für Shapira eines: „Es geht darum, dass es Twitter einfach scheißegal ist“, wie er der FAZ erklärte. Aber immerhin: Rechte und Nazis wurden international bloßgestellt.
Im virtuellen Raum hat die Konfrontation mit rechter und rechtsextremer Hetze in den vergangenen Jahren deutlich an Fahrt aufgenommen. Der Grund ist einfach: Mit der rasanten Verbreitung Sozialer Netzwerke dringen auch „Alt-Rights“, Identitäre und Stiefelnazis, aber auch (vermeintliche) Normalbürger mit reaktionären Ansichten immer einfacher und weiter ins Web vor.
Zum Glück gibt es im ganzen deutschen Sprachraum satirische und künstlerische Initiativen wie Shapiras dagegen. Auf der nächsten Seite erfahrt ihr etwa, was „Rechts-Schreibung“ ist.