Das Gesicht von Bob Marley darf nicht mehr auf Zeug gedruckt werden. Der Streit um Merch, Songzeilen, Samples und Künstlernamen ist dabei nicht neu. Es geht irgendwie immer ums Geld.
Namensänderung
Wenn man sich Twigs nennt, sollte man eigentlich damit rechnen, vom Schokoriegel Twix verklagt zu werden. Dem ist aber nicht so. Ob Twigs bekannt war, dass es eine kanadische Band namens The Twigs gibt, wie sie sich den Namen aussuchte, bleibt dahingestellt. Das Popduo zwang die britische R'n'B Sängerin zu einem anderen Namen. Die Sängerin bewies Humor und fügte lediglich das Kürzel FKA (formerly known as) an ihren Namen vorne dran. Aus der Welt ist der Streit aber noch nicht. "We have not agreed to the distinction", war von den Twigs-Geschwistern zu hören. Vermutlich wollen sie einfach ein paar Dollars sehen, bevor sie Ruhe geben. Weitere Beispiele: Santgold > Santigold, Verve > The Verve, Hybrid Theory > Linkin Park, The New Yardbirds > Led Zeppelin, Death From Above > Death From Above 1979, Kyuss > Kyuss Lives!, Dust Brothers > The Chemical Brothers, Deers > Hinds, Mookie Blaylock > Pearl Jam
Patent auf Textzeilen
Taylor Swift macht es ganz gefinkelt. Um Fake-Merchandising zu vermeiden und um einfach für ihre coolen Sprüche Kohle zu kassieren, patentiert sie sich beinhart einzelne Textzeilen ihrer Songs. Wer in Zukunft "This sick beat", "Party like it's 1989" oder "Nice to meet you, where have you been?" sagt, muss wohl Tantiemen an Taylor Swift zahlen. Oder zumindest, wenn du es dir aufs Leiberl, Pulli oder Unterhoserl druckst, deine Veranstaltung so nennst oder ein Lokal unter diesem Namen eröffnest. Klingt absurd. Auf eine andere Art musste das aber Wanda erfahren, dass ihre Textzeilen für jeden und alle verwendbar sind. In einer Kampagne hatten die Neos Werbebanner geschalten, auf denen stand: "Wenn jemand fragt, wofür du stehst, sag für Start-ups". Patentamt oder Anwalt brauchte es hier allerdings keinen. Nach einigen Mails wurden die entsprechenden Werbungen zurück gezogen.
Fake Merchandise
Die britische Modekette Topshop macht es wie jede andere Kette. Doch anstatt Shirts von den Ramones und Sex Pistols zu verkaufen, wie bei H&M, produzierten sie ein Rihanna Tank Top. Gefragt wurde die aber nicht. Und das ließ sie sich nicht gefallen. Zwei Jahre lang kämpfte sie gegen die Modekette und gewann schlussendlich vor Gericht, da Topshop ein nicht autorisiertes Foto auf ihren Tank Tops verbreiteten. Rihanna bekam ein Taschengeld von knapp 4,5 Millionen Euro. Ums Geld ging es ihr natürlich nicht. Sie hätte nur Angst gehabt, dass ihre Fans glauben, sie würde die Werte von Topshop gutheißen oder gar vertreten. Und die sind bekanntermaßen ganz andere als die von RiRi, richtig? Einer der Gründe, wieso sich Taylor Swift Songzeilen patentieren hat lassen, ist eben Fake Merchandise. Auf etsy.com erschienen plötzlich Taylor Swift Merchandise-Artikel mit Songzeilen und Bildern der Künstlerin. Taylor Swift hat sogar eine eigene Firma namens TAS (Taylor Allisson Swift), welche sich um Trademarks und Merchandise-Rechte der Sängerin kümmert. Beyoncé kündete ebenfalls einen Streit mit Etsy-Verkäuferinnen an, die Kaffeetassen mit der Aufschrift Feyoncé zum Verkauf anboten. Weitere Beispiele: Michael Jackson, Lady Gaga, Justin Bieber, Bob Marley
Logos mit Ähnlichkeit
Rein nach Walt Disney müssten im Disneyland Hunderte Kiddies mit Deadmau5 Shirts herumrennen. Klar, die Logos sehen sich schon ähnlich, aber zu behaupten, es führt zur Verwirrung, das kann man nicht so ganz nachvollziehen. Immerhin ist es eine Maus bzw. beim Disney Logo ein Kreis und zwei Ovale. Darf man in Zukunft noch Striche machen, ohne dass einem jemand verklagt? Deadmau5 nahm die Aussage von Disney schmunzelnd entgegen und tweetete "Lawyer up mickey". Wie der Streit letztendlich ausgehen wird, ist unklar. Denn solche Streitigkeiten dauern oft Jahre, bis meistens eine Partei aus Kostengründen aufgibt. In diesem Fall wird es wohl etwas länger dauern, da selbst Deadmau5 geschätzt 45 Millionen schwer ist.
Frontmann hält Patent auf Bandnamen
Sagen wir einfach so, Axl Rose ist Guns'n Roses. Nicht nur, weil er das einzige bestehende Gründungsmitglied ist, nein. Er hat die totale Narrenfreiheit, was man bei "Chinese Democracy" auch merkte. Denn Axl Rose hat sich 1997 den Bandnamen Guns'n Roses patentieren lassen, ohne Slash oder Konsorten etwas davon zu sagen. Dadurch hat er das Recht, zu machen, was er will. Zum Beispiel könnte er mit Taylor Swift und FKA Twigs ein Cover von Deadmau5 einspielen und es unter Guns'n Roses verkaufen. Andersrum verlief es bei Pink Floyd. Am Album "The Endless River" war Sänger und Gründungsmitglied Roger Waters nicht zu hören, obwohl es vorher vereinzelt gemeinsame Auftritte gab.
Zwei Bands mit selbem Namen und Setlist
Wer nichts mit Punk zu tun hat, dem ist vielleicht Sham69 kein Begriff. Kennen wird man aber vermutlich den Song "If The Kids Are United" oder zumindest die unzähligen Covers, wie zum Beispiel für die 50 Jahre Dr. Martens Kampagne. Sham69 hatten unzählige Mitgliederwechsel, dass man hier schnell den Überblick verlieren kann. Das Wichtigste ist wohl, dass sich Urgestein Jimmy Pursey 2007 von der Band trennte bzw. getrennt wurde. Danach trat Tim V in seine Fußstapfen. Fünf Jahre später entschloss sich Jimmy Pursey doch wieder unter dem Namen Sham69 aufzutreten, warb ein Mitglied der anderen Sham69 ab und somit gibt es nun zwei Bands, die unter demselben Namen touren und ein sehr ähnliches Set haben. 2012 patentierte sich Jimmy Pursey den Namen Sham69. Die andere Band zahlt seitdem Tantiemen für ihre Auftritte. Die Grafik schlüsselt den Mitgliederwechsel der Bandgeschichte auf. Einen ähnlichen Vorfall gab es bei der US-Hardrockband L.A. Guns. Lead Guitarist Tracii Guns verließ die Band, hatte jedoch 50% der Rechte auf dem Bandnamen. So machte er seine eigene Version und die alte blieb jedoch auch bestehen. Dieser Clue ging aber nicht so gut auf, denn fast niemand assoziierte die neue Version mit der "richtigen" Band. Somit gibt es seit 2012 erneut nur eine Band die sich L.A. Guns nennt. Ebenso gibt es zwei Bands, die als New Order touren.
Sampling
Biz Markie's zweijährige Gerichtsverhandlungen waren ausschlaggebend für die Hip-Hop- bzw. komplette Musikszene. In seinem Song "Alone Again" benutzte Biz Markie ein Sample aus dem Song von Gilbert O'Sullivan "Alone Again (Naturally)". Und wie man es von Biz Markie kennt, sang er, wie in anderen Liedern auch, ein Teil der Hookline, wenn auch eher schlecht als recht. Obwohl Biz Markie die Rechte für das Sample nicht bekommen hat, veröffentliche das Label den Song aber trotzdem. Nach ca. zwei Jahren vor Gericht wurde Biz Markie schuldig gesprochen und musste rund 220.000 Euro Strafe zahlen. Dieser Fall veränderte das Business rund um Sampling drastisch. Verboten ist es nicht, jedoch ist der Aufwand, der dahinter steckt, etwas komplizierter geworden. Als Antwort auf die verlorene Verhandlung veröffentlichte Biz Markie mit Humor die Platte "All Samples Cleared". Vanilla Ice sampelte "Under Pressure" von Queen und David Bowie für seinen Song "Ice Ice Baby" ohne Genehmigung. Es kam jedoch zu einer außergerichtlichen Einigung. Vanilla Ice zahlte Queen und Bowie und sie bekamen Credits. Ähnliche Fälle sind zum Beispiel "U can't touch this" von MC Hammer vs. "Superfreak" von Rick James oder "Ready to Die" von Notorious B.I.G. vs. "Singing in the morning" von Ohio Players. In Deutschland hat Bushido immer wieder dreist gesamplet, ohne zu fragen. Dass Klangkarussell ihren Hit "Sonnentanz" mit einer einzigen Sample-CD arrangiert haben, war allerdings völlig legal.
Tonfetzen sind geschützt
Die deutsche Band Kraftwerk ging noch einen Schritt weiter. Moses Pelham sampelte ohne zu Fragen eine ca. 2-Sekunden-Sequenz des Songs "Metall aus Metall" für Sabrina Setlurs Song "Nur mir". Pelham berief sich darauf, dass es nur ein kleiner Partikel sei. Das Gericht gab Kraftwerk recht, dass auch kleinste Teile geschaffener Musik geschützt werden. Jedoch öffneten sie neue Dimensionen fürs Sampling in Deutschland. Es darf nicht gesamplet werden, wenn es einfach nachzuspielen wäre. Jedoch darf man einzelne Tonfetzen (nicht die Melodie, nur Geräusche oder Rhythmus) übernehmen, insofern sie für ein Werk benutzt werden, das mit dem Ursprungswerk sonst nichts gemeinsam hat. Der Rechtsstreit, der teilweise wieder niedergelegt wurde, dauerte knappe 15 Jahre, bis letzten Endes, Kraftwerk recht bekamen. Speaking of "insofern das neue Werk nichts mit dem Ursprungswerk zu tun hat". Die Boyband One Direction, beziehungsweise die Masterminds die ihre Songs schreiben, machen es gleich ganz anders. Sie benutzen keine Samples, bauen ihre Songs einfach so auf wie andere Songs. Insofern hört sich "Best Song Ever" wie "Baba O'Riley" (The Who) und "Midnight Memories" wie "Pour some sugar one me" (Def Leppard) an. Beides kam nicht zu einer Gerichtsverhandlung. The Who und Def Leppard waren lediglich geschmeichelt und fanden es gut, dass die Kiddies sehen, wo die Band ihre Einflüsse her nimmt.
Gescheiterte Doppelnennung
Kurz und knapp. Skandalnudel Pete Doherty gründete nach dem er bei The Libertines rausflog eine neue Band. Wir kennen sie unter Babyshambles. Das war aber nicht immer so. Pete Doherty wollte seine neue Band ebenfalls The Libertines nennen. Dieser Gedanke scheiterte aber ganz schnell wieder - es war rechtlich einfach nicht möglich. Wieso erwähnen wir das? Pete Doherty ist seit letztem Jahr wieder bei den Libertines. Und wir warten schon auf den ersten Rechtsstreit, sobald das gemeinsame Liederschreiben losgeht. Denn die Namensnennung waren bei Weitem nicht die einzigen Streitigkeiten, die die Band mit Pete Doherty hatte.
Musik ist eben auch ein Business, wo Millionen herumgeschoben werden wie Eier in der Legefabrik. Illegale Downloads, zu wenig verkauftes Merchandise und andere Leute in fremden Ruhm suhlen lassen, nein danke. Jüngster Fall: Bob Marley darf nicht mehr einfach so auf Zeug gedruckt werden. Das hatten Walmart, Target und andere US-Großhändler nämlich gemacht. Seit 2008 wurde der Streit ausgefochten. Nun hat Fifty Six Hope Road Music Recht bekommen. Die Frage, die geklärt werden musste, war, ob die Shirts ein unrechtmäßiges Endorsement gewesen sind. Ja, entschieden Richter am Freitag.
Es ist bei Weitem nicht der einzige Fall. Da kann sich Taylor Swift schon mal Phrasen patentieren lassen oder Rihanna gegen Topshop vor Gericht gehen. Einfach so auf künstlerische Freiheit plädieren, so hättest du dir das wohl gedacht.
Doch nicht immer sind es die Musiker, die austeilen. Das Spielchen lässt sich auch umdrehen oder gar im geschlossenen Kreis spielen. So streiten Musiker untereinander, wer denn jetzt mehr originalist oder wieso fremde Musiker ähnliche Namen benutzen dürfen. Wundern tut sich keiner mehr. Maximal darüber, dass sich bislang aus dem Spielchen gekonnt rausgehalten hat.
Es keat afoch vü mea gsudert
Ist schon ärgerlich wenn man zu Dinosaur ein Jr oder zu Blink ein 182 dazugeben muss, damit sich jeder auskennt, um wen es da geht. Doch irgendwann gehen halt auch die Bandnamen aus. Kennt man doch auch von Mail Adressen anlegen.
Man muss das Ganze mit etwas Humor sehen. Und das tun die Musiker auch. Wer in der Popkultur wenig Humor beweist, ist sowieso fehl am Platz. Doch ab und zu kann schon mal ein Griff ins Klo dabei sein.
Doch die ganzen Gerichtsverhandlungen, Patentanmeldungen und ewigen Diskussionen über Napster und whatnot haben schon einen Lehrwert. So schaffen Musiker mit ihrem Schabernack ab und zu Präzedenzfälle, die der gesamten Popkultur als Leitfaden dienen oder aber auch zum Verhängnis werden. Wie sieht das nochmals mit Samples aus?
Egal ob Deadmau5, Taylor Swift oder FKA Twigs, sie alle mussten da durch, oder wollten bewusst dadurch. Wir haben ein paar Streitfragen zusammengetragen und in der Galerie aufgelistet. Viel Spaß beim Ärgern, philosophieren oder facepalmen.
FKA Twigs musste laut gerichtlichen Beschluss ihren Namen ändern. Taylor Swift lässt sich Textzeilen patentieren. Gestreitet wird halt immer.