Spacemännchen, Nitsch und Staudacher

Zeitgenössische Kunst aus Österreich – das gibt es noch bis Sonntag bei der Art Austria im Leopold Museum. Das können Spacemännchen sein und industrielle Skulpturen. Aber natürlich auch Altbekanntes. Hinschauen lohnt sich.

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Man muss weder Kunstammler noch -experte sein, um sich auf der Art Austria wohl zu fühlen. Sicher, das eine oder andere Werk wird vielleicht den Wunsch auslösen, mehr Euros als den Wert der nächsten Wurstsemmel am Konto zu haben, aber was nicht ist kann ja noch werden. Bis die unzähligen ambitionierten Kunstsammler unserer Leserschaft sich die Werke leisten können, sind diese vielleicht keine Gegenwartskunst mehr – das soll aber niemandes Sammlerleidenschaft inhibieren.

Zum Gustieren ist es auf jeden Fall schön im Leopold Museum, und dazu hat man noch bis Sonntag, 6. April Zeit. Anders als auf der Schwesternmesse Vienna Fair in der Messe Wien fühlt man sich nicht wie in einer überdimensionalen Konzernkantine, deren Angebot einfach nur überfordert. Die Art Austria ist überschaubar, dennoch kann man die eine oder andere aufstrebende Entdeckung machen. Die Galeristen sind bei bester Laune und erzählen liebevoll Anekdoten über ihre Künstler. Nur bei ganz blöden Fragen werden sie etwas ungeduldig; lieber zweimal nachschauen ob man sich gerade in U1 oder U2 befindet.

Kühe aus dem Stall entlaufen

Die Kunst überzeugt jedenfalls: neben Altbekanntem der Etablierten wie Nitsch oder Staudacher gibt es auch viel Neues zu entdecken. Südtiroler Lois Anvidalfarei macht eindrucksvolle Skulpturen, die das kraftvolle Ausbrechen eines Menschen aus einem Gedanken-Konstrukt symbolisieren. Er konnte aber leider nicht auf der Messe anwesend sein, da in Südtirol seine Kühe aus dem Stall entlaufen waren. Seine Skulpturen sind bei der Galerie Maier (in Innsbruck) zu sehen.

„Zeitgenössischer geht’s ja nicht mehr!“ meinte Julius Hummel bestimmend in Anbetracht seines diesjährigen Fokus’ bei der Art Austria, nach Beschreibung unserer jungen Zielgruppe. Zu sehen sind schwarz-weiße Bilder von Franz Graf und großräumige, fast industriell anmutende Skulpturen von Michael Kienzer. Dabei sticht besonders ein Graf-Bild ins Auge, auf dessen Seite er die lyrischen Worte „MEINTE ER MÜSSE DEN STURM IN SICH ZIEHEN“ geschrieben hat. Dass es vorne einfach nur schwarz ist, macht es umso eindrucksvoller, die Verspieltheit muss man erst entdecken.

±30

Die Galerie Gerersdorfer, ihres Zeichens älteste zeitgenössische Galerie Wiens, hat sich besonders bemüht auf der Art Austria herauszustechen und ihre Koje ausschließlich mit jungen Künstlern um die 30 kuratiert. Art Brut, von der einige Vertreter auch von ihr groß gemacht wurden, zeigt die Galerie Gugging. Und dieses Magazin wäre nicht das, was es ist, ohne auf das wohl poppigste Werk der Art Austria aufmerksam zu machen: die Galerie Kovacek-Zetter stellt von innen verspiegelte Glas-Alien-Figuren des Künstlers Massimo Lunardon aus. Er bläst das Glas selber in Murano, hat auch eine eigene Technik entwickelt um die verschiedenen Teile ineinander zu verschmelzen. Und obwohl die Figuren auf den ersten Blick alle ungefähr gleich aussehen, ist jedes ein Unikat und hat seine Eigenheiten. Menschen, auch ähnlich.

Die Art Austria findet vom 3.­– 6. April im Leopold Museum, MuseumsQuartier Wien statt und hat Samstag von 11 – 19 Uhr, und am Sonntag vom 11 – 18 Uhr geöffnet. Es stellen österreichische Galerien mit einem Fokus auf österreichische Kunst vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart aus.

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