Seit dem formidablen Popalbum »Yeah« hat sich die Gruppe Viech personell stark verändert. Grund genug, mit leicht adaptiertem Sound neu zu starten.
Wenn sich eine Band in ihrer Besetzung verändert, ist nur selten der Ennui dafür verantwortlich. Dass sich Wege trennen, liegt meist an persönlichen Ressourcen, am Wegfahren, am Sich-Weiterentwickeln. Wenn sich eine Band fast auflöst, wenn sich etwa innerhalb von einem Jahr drei Mitglieder verabschieden, ist das Fortbestehen unter selbem Namen oftmals unklar. Paul Plut, der 2017 mit seinem Soloalbum für reichlich Furore sorgte, hat sich aber dafür entschieden. Seine Gruppe Viech gibt es weiterhin. Reduzierter, fokussierter, zu dritt statt zu fünft. Die musikalischen Mittel sind andere geworden. Keine elaborierten Blechbläser mehr, alles etwas geradliniger. Aus tanzbarer, verträumter und groß angelegter Popmusik, die sich nach entbehrungsreichen Grabungen im Schacht des sträflich vernachlässigten Erstlings vor allem auf dem zweiten Album »Yeah« herauskristallisierte, ist jetzt nicht minder tanzbare, aber etwas mehr desillusionierte, vom Träumen müde, gar klassische Rockmusik mit Schlagzeug, Gitarre, Bass geworden.
Erdiger Ansatz
Das ist schroff, das ist treibend, das ist alles andere als schlecht: Der »erdige« Ansatz konterkariert Pluts Stimme nicht, sondern lässt sie sich entfalten und die weniger abstrakte Poesie von »Heute Nacht nach Budapest« gut rezitieren. In besonders schöner Ausprägung erlebt man musikalisches und textliches Geschick bei »Schöne Schuhe«, mit für österreichische Verhältnisse äußerst untypisch gutem Twang heißt es da: »Beim Bäcker, da gibt’s Milchkaffee / In der Frühbar gibt’s den auch / Dass ich dich dort am Morgen treff’ / Das war ja wieder klar«. Viech erzählen ohne Umschweife, ohne unnötige Metaphern von Typen, von Juwelendiebinnen, von nostalgischen Gastarbeitern, von allerhand finsteren Gestalten. Dass eine Zäsur in der Bandbesetzung stilistische Anpassungen hervorruft, ist nicht zu vermeiden – und zeitigt in diesem Fall durchaus erfreuliche Ergebnisse.
»Heute Nacht nach Budapest« von Viech erscheint am 6. April 2018 bei Phonotron. Folgende Konzerttermine der Band sind aktuell fixiert: 5. April, Innsbruck, PMK — 6. April, Bludenz, Remise — 7. April, Schladming, Klangfilmtheater — 13. April, Wien, Sargfabrik — 19. April, München, Unter Deck — 20. April, Graz, Orpheum Extra — 21. April, Villach, Kulturhofkeller.