Matthias Fiegl – Geschäftsführer und Mitgründer der Lomography Society – erzählt uns, wie aus einer anfangs kleinen Gruppe von Studenten mit großem Spaß an analogen Kameras ein weltweit erfolgreiches Unternehmen wurde.
Der Start eines Unternehmens auf Grundlage einer lokalen Community schafft Vertrauen zum Kunden, das aber auch im wirtschaftlichen Kontext gepflegt werden will. Wie habt ihr diesen Übergang gemeistert, vom Freund zum Unternehmen und Vertrieb?
Wir produzieren nach wie vor nur, woran wir selbst auch glauben. Produkte, die uns selbst begeistern, haben dementsprechend auch ein Team aus leidenschaftlichen Menschen, die ihre Leidenschaft für die Produkte kommunizieren und transportieren.
Hat sich das Marketing von Lomo immer so „flüssig“ aus dem eigenen Produkt heraus ergeben oder kamen auch andere, „unternehmerischere“ Marketing-Strategien zum Einsatz?
Die Werbung bzw. Kampagnen entstehen oft aus den Produkten aber natürlich müssen wir uns auch um das mehr unternehmerischere Marketing wie Pricing, Placement und Produktion kümmern. Zusätzlich zu den Produktkampagnen versuchen wir auch immer wieder durch Content aufzufallen z.B mit unseren 10 Golden Rules oder mit Fotoausstellungen.
Ist „Below the Line“-Marketing via Facebook, Foren und Fan-Aktionen die „authentischere“ bzw. kreativere Form des Marketings?
Das Vertrauen in Informationen über Facebook, Foren etc. ist einfach größer. Bei einer bezahlten Anzeige, weiß man, es ist einfach nur Werbung. Im Internet kommen aber User zu Wort, die ihre Erfahrungen weitergeben. Man kann Erfahrungen, Feedback, Bilder, Emotionen von anderen Users teilen und lesen, und sich dadurch viel intensiver mit einem Produkt auseinandersetzen.
Lomo hat Anfang der 90er Jahre als Lifestyle-Produkt begonnen mit einer regionalen Fan-Community. Wie hat sich das Marketing seitdem verändert und vielleicht auch Lomo selbst verändert, die Produkte und die Philosophie?
Von einer sehr kleinen Community wurde Lomography zu einem weltweiten Phänomen. Zwar ist unser Headquarter nach wie vor in Wien, dennoch gibt es überall auf der Welt begeisterte Lomographen. Unsere Community wächst stetig, mit ihr verändert sich natürlich unser Anspruch an uns selbst und an die Produkte, die wir schaffen. Von der Wiederbelebung der Lomo LC-A sind wir nun dabei, immer neue Möglichkeiten der analogen Fotografie zu entdecken. Doch auch wenn sich die Produktspanne stark erweitert hat, ist unsere Philosophie die gleiche geblieben.
1996 hattet ihr schon eine eigene Website mit Webshop, das war Pionierarbeit… Machte sich diese Pionierarbeit auch bezahlt? Kurzfristig oder langfristig…?
Es war viel Arbeit, aber Arbeit, die sich gelohnt hat. Wir haben so eine Plattform geschaffen, auf der eine internationale Community seit Jahren aktiv ist, regen Austausch betreibt, Bilder hochlädt, Fotos kommentiert und sich mit Rat und Tat zur Seite steht. Langfristig betrachtet war das die beste Entscheidung die wir jemals gemacht haben – schließlich haben wir nun die größte Online-Sammlung an anlogen Fotos der Welt. Insgesamt haben wir mittlerweile zehn Millionen Fotos und jeden Tag kommen rund 5.000 neue dazu!
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