Alte Freunde werden zu zahlungsfähigen Stammkunden, ein Experiment zum erfolgreichen Geschäftmodell … Träumerei? Für Lothar Trierenberg und das möbel, dem ersten "Concept Store" für Möbeldesign in Wien, ist sie Realität geworden, mit einem Mix aus Herzblut und Marketing.
Seit sechs Jahren gibt es im Nachbarbezirk den Verkaufsshop. Was hat sich damit verändert und inwieweit kommunizieren die beiden Standorte miteinander?
Wie schon gesagt, mit dem Geschäft stieg auch der Möbelumsatz schlagartig an. Das hatte vor allem damit zu tun, dass unseren Namen und unser Konzept schon viele Menschen kannten und endlich die Möbel im Mittelpunkt der Wahrnehmung standen. Wir sind mit den Jahren – und seit der Geschäftseröffnung – aber auch etwas pragmatischer oder genauer mit der Auswahl an Produkten geworden.
Im Café haben wir auch viel Experimentelles, Prototypen und Studentenarbeiten gezeigt. Im Geschäft war sofort klar, dass jetzt Kunden kommen und brauchbare, haltbare, solide Möbel kaufen wollen, da ist dann weniger Platz für Experimente. Nach wie vor nutzen wir aber die benutzbare Ausstellung im Café, um neue Produkte zu testen, nicht nur auf die Haltbarkeit, sondern auch darauf, wie sie bei den Menschen ankommen.
Gab es Ansätze oder Versuche, das möbel oder das Möbel/Café-Konzept mit regionalem Schwerpunkt auch als Franchise in andere Städte zu exportieren?
Es gab immer wieder Anfragen aus dem In- und Ausland, aber letztlich hatte niemand den Biss, das wirklich um zu setzten. Als Franchise wollten wir das selber nie, da die Möbel ja – zumindest in den ersten Jahren – hauptsächlich aus der Region kamen und sich nicht beliebig nach Berlin, Mailand oder Paris übertragen lassen. Das möbel war und ist eher ein Studentenlokal mit Kontakten in die Kunst- und Kulturszene. Studenten haben kaum Geld für teure Möbel.
Sind die Kaffeehausgäste von einst mittlerweile eure Stammgäste im Möbelgeschäft?
Zum Teil ist das sicher so. Uns gibt es lange genug, dass die Stammgäste der ersten Zeit mittlerweile im Berufsleben stehen, Familien haben und sich nun mehr leisten können und gerne bei uns einkaufen.
Das möbel ist zu einem der wichtigsten Ausstellungsräume und Erst-Direktvertriebe junger österreichischer Möbel-Designer geworden. Vertreibt ihr ausschließlich österreichische Designs?
Nein. Zuerst wollten wir Möbelbauer aus Wien ausstellen, das hat sich schnell als zu kleines Einzugsgebiet herausgestellt und so kamen die Möbel bald aus ganz Österreich. Aber auch in Österreich gibt es nicht so viele kleine Manufakturen oder selbst produzierende Designer – in unserem Stil. Es meldeten sich bald von selber vor allem kleine Labels aus Deutschland und der Schweiz mit tollen Ideen und Produkten und so haben wir uns rasch auf „Zentraleuropa“ ausgedehnt. Im Mittelpunkt unsere Interesses steht aber nach wie vor Österreich.
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