Alte Freunde werden zu zahlungsfähigen Stammkunden, ein Experiment zum erfolgreichen Geschäftmodell … Träumerei? Für Lothar Trierenberg und das möbel, dem ersten "Concept Store" für Möbeldesign in Wien, ist sie Realität geworden, mit einem Mix aus Herzblut und Marketing.
Mit dem diesjährigen Call "New Sales" (17.6. bis 3.10.2013) fördert departure innovative Vertriebsstrategien Kreativschaffender und knüpft an den letztjährige Förderschwerpunkt „Kooperation“ an. The Gap hat auch in diesem Jahr wieder die depature get together mit veranstaltet und begleitet, heuer mit vier "best practice"-Beispielen, die uns in Interviews zum Thema aus ihrer Erfahrung berichteten: Eva "Blut" Buchleitner, Benedikt Kirsch (Tukluk), Matthias Fiegl (Lomographic Society) und Lothar Trierenberg (das möbel) zum Thema. Als Geschäftsführer und Mitgründer des möbel – dem Café, das auch Vertriebs- und Ausstellungsraum für junges Design aus Österreich ist – hat dieser ganz eigene Erfahrungen mit dem Thema Marketing gemacht.
Anfänglicher Skepsis zum Trotz und gar Vorwürfen böser Zungen, die Möbel im möbel seien nur eine Marketing-Kampagne, um mehr Kaffee zu verkaufen (was nicht stimmt), hat sich der "Concept Store" in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Ausstellungsräume und Erst-Direktvertriebe österreichischer Möbeldesigner entwickelt. Lothar Trierenberg berichtet uns, wie es dazu kam und was es heute ist.
The Gap: 1998 eröffnete das möbel als Café und Möbeldesign-Galerie, in dem die Gäste die Möbel auch benutzen. Damit war das möbel der erste „Concept-Store“ in der Branche. Wie wurde das Konzept denn angenommen?
Lothar Trierenberg: Nach anfänglicher Skepsis über die ersten zwei bis drei Monate, kam das sehr gut an. Wir änderten damals alle acht Wochen die Einrichtung und stellten sehr viele Möbelbauer und Designerinnen und Designer aus, die brachten natürlich auch Ihre Freunde und Kunden mit, das half uns am Anfang. Die Medien haben uns auch unterstützt, da wir so etwas Ungewöhnliches, Neues machten – und das in Wien! – da wurde sehr gerne und viel über uns berichtet.
Hat sich das Konzept auch finanziell bewährt?
Nein! Aber das war auch nicht unser vorrangiges Ziel. Der Möbel-Ausstellungs-Betrieb war sehr zeitintensiv und aufwändig in der Abwicklung und hat sich im Kaffee nie wirklich rentiert. So gesehen hat das Konzept eindeutig vom Café gelebt – wirtschaftlich betrachtet.
Wenn die Leidenschaft dem Möbeldesign gilt, der Kaffee aber besser ankommt: Wie geht man damit als kreativer Unternehmer um?
Damals war das eine passende Symbiose: das Café als erweitertes Wohnzimmer für die Kunden und als Arbeits- und Lebensraum für uns Betreiber sowie als Drehscheibe und Begegnungsort mit den Kreativen aus der Möbel-Design Szene.
Wie wurde aus dem Projekt dann ein rentables Geschäft?
Der Möbelverkauf begann erst sich zu rentieren, als wir 2006 das eigene Geschäft in der Gumpendorferstraße 11 eröffnet haben.
Das möbel hatte anfangs gute Presse, auch international. Als dieser Hype nachließ: Welches waren rückblickend eure sinnvollsten Marketingaktivitäten?
Wir sind seit 1999 mit unsere Homepage online, zuerst nur als Imageseite, ab 2000 dann aber auch mit einer virtuellen Ausstellung der Möbel. Das hat uns zwar nicht von Beginn an so viel gebracht, aber über die Zeit war und ist das natürlich ein wichtiger Kommunikationsfaktor und Verkaufshelfer.
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