Ein autobiographisch queerer Blick auf Abschied und Umbruch und die leidige Frage nach dem Wohin.
Ao und Bo stehen am Ende ihres Studiums und kurz vor dem Auszug aus der gemeinsamen WG. Das gemeinsame Arbeiten und Kochen, der Grillabend im Hinterhof und die kurzen Interaktionen mit den beiden Katzen, alles ist begleitet von der Schwere der Möglichkeit, dass es ein letztes Mal sein könnte. Sie sind »No longer Home«.
Die Spielwelt dieser etwa dreistündigen interaktiven Erzählung beschränkt sich auf die WG, ihren Garten und einen digitalen Ausflug in ein Videospiel. Es ist ein geschützter, überschaubarer Raum, den sich die beiden nie ganz angeeignet haben, der aber ganz klar ein Zuhause ist; im Kontrast zu einer Welt da draußen, in der der eigene Platz – auch aufgrund der non-binären Geschlechtsidentifikation der beiden – noch nicht gefunden ist.
»No Longer Home« erzählt eine sehr konkrete Geschichte, die immer wieder kurz und gelungen ins Surreale kippt und fängt damit nicht nur die Erinnerungen zweier Menschen ein, sondern auch ein Gefühl, das wohl für viele die Gegenwart prägt: die Unsicherheit des Umbruches, aufregend und unheimlich zugleich, aber ganz grundlegend verbunden mit einem Bedürfnis nach Rückzug in vertraute Räume und zu Menschen, die als intimer Freundeskreis zur selbstgewählten Familie geworden sind.
Es ist ein Spiel für einen Nachmittag, das Cel Davison und Hana Lee hier kreiert haben, eine Episode, die von einem Zeitbruch im Leben der beiden erzählt und uns weniger mit den Figuren, als mit der Atmosphäre interagieren lässt. Die gespielten Personen wechseln und in den Dialogen kann gelegentlich zwischen ihnen gesprungen werden. So ist »No Longer Home« auch kein Angebot, in die Rolle der Anderen zu schlüpfen, sondern eine Einladung, sich mit ihren Perspektiven und ihrem Erleben auseinanderzusetzen.
»No Longer Home« erscheint am 30.7.2021 für Windows und Mac.