Now for something completely different

Die Meister des schwarzen, britischen Humors haben sich für zehn Abende wieder zusammengefunden, um ein Best Of ihrer Werke in der Londoner O2 Arena zu präsentieren. Wir waren am zweiten Abend dabei.

Monty Python sind eine Art Supergroup des britischen Humors, deren Stil oft kopiert und nie erreicht wurde. 1969 gegründet feierten sie bald erste Erfolge mit dem TV-Comedyformat "Monty Python´s Flying Circus", eine Ansammlung absurder Gags, Songs und Animationen.

Neben einer scheinbar unerschöpflichen Quelle an irritierenden Slapstickideen sind es die unterschiedlichen Qualitäten der einzelnen Protagonisten, die den Erfolg von Monty Python ausgemacht haben. Bei unglaublich komödiantischem und schauspielerischem Talent aller Pythons, zeichnete Terry Gilliam vorrangig für die stilprägenden Animationen verantwortlich und feierte später große Erfolge als Regisseur (z.B. "Brazil", "12 Monkeys"). Terry Jones war oft in Frauenrollen zu sehen und führte Regie bei sämtlichen Monty Python-Kinofilmen. Michael Palin und Eric Idle spielten meist sehr bizarre Charaktere und komponierten den Großteil der Python-Songs.

Einer weg, fünf noch übrig

Das bekannteste Gesicht ist wohl John Cleese, der schon alleine durch seine hünenhafte Statur und sein Mienenspiel im Gedächtnis bleibt. Graham Chapman, der die Hauptrollen in den Kinofilmen „Das Leben des Brian“ und „Die Ritter der Kokosnuß“ spielte, starb bereits 1989. Ein Umstand, der auch den Titel des neuen und wohl gleichzeitig letzten Programms der fünf verbliebenen Pythons spendet: „One Down, Five To Go“.

Das ursprünglich nur für einen Abend gedachte Programm in der Londoner O2 Arena war angeblich innerhalb von 43,5 Sekunden restlos ausverkauft, so dass die Truppe zehn Termine daraus machte. Die Show gestaltet sich nach dem Muster Live-Sketch, Original-Filmeinspielungen alter „Flying Circus“-Nummern & Terry Gilliams Animationen und Revue-artige Showeinlagen mit Dutzenden Tänzerinnen und Tänzern, passend zu den live eingespielten Monty Python-Songs. Letzteres wäre wohl am ehesten verzichtbar gewesen, gibt aber den betagten Herren die Gelegenheit zum Verschnaufen und Rekapitulieren ihrer Texte. Diese sitzen nämlich nicht überall ganz perfekt, was dem ansonsten perfekt durchinszenierten und getimten Programm einen sympathischen Anstrich gibt, etwa wenn John Cleese und Michael Palin beim „Cheese“-Sketch über sich selbst lachen müssen, weil die Pointe nicht daher kommt.

Polly Parrot, wake up!

Im Gegensatz zu den Protagonisten altern die meisten der klassischen Gags nicht. Bestes Beispiel ist wohl der hinreichend bekannte „Dead Parrot“-Sketch, in dem Cleese in einer Tierhandlung einen eben gekauften, offensichtlich toten Papagei umtauschen will. Und gerade als man sich fragt, ob es nicht albern wirkt, wenn Männer im Alter zwischen 70 und 75 solche Scherze bringen, ist es eben gerade dieser Umstand, der die aktuelle Show absolut sehenswert macht. Wenn Eric Idle und Michael Palin in einer Richterpersiflage nach einem harten Arbeitstag ihre Roben ablegen und damit ihre lediglich mit Strapsen verhüllten Körper preisgeben, hat das schon höchsten Unterhaltungswert. Die Live-Gags, die jeweils nur auf einem kleinen Abschnitt der riesenhaften Bühne stattfinden, werden übrigens simultan auf großen Videoleinwänden in gestochen scharfer Bildqualität projiziert, so dass auch das Publikum in den hinteren Reihen der rund 16.000 Personen fassenden Halle auf seine Kosten kommt.

Piss off

Zum Abschluss eines rund zweieinhalb stündigen Abends wird wenig überraschend der bekannteste Hit der Gruppe „Always Look On The Bright Side Of Life“, die Schlussnummer mit den Gekreuzigten aus „Das Leben des Brian“, gebracht, zu dem sich mit viel Glitzer und Glamour noch einmal das gesamte Ensemble auf der Bühne versammelt. Und hier sieht man im Publikum doch die eine oder andere Träne fließen, ehe auf der großen Leinwand der Schriftzug „Piss Off“ erscheint, ganz die alten Schelme.

Die letzten Vorstellungen gibt es am 15. & 16.7 sowie 18.-20.7. in London zu sehen, zudem bieten auch einige österreichische Kinos eine Liveübertragung des letzten Abends am 20.7. an.

Bild(er) © Stephan Brueckler
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