Kreisverkehre sind hierzulande ein heikles Thema. Der Gemeindeverbund 10 vor Wien hat Kunstschaffende aus drei Kontinenten eingeladen, um das zu ändern. Natürlich waren auch da Leute nicht happy.
Enzersfeld, Hagenbrunn, Korneuburg, Stetten, Stockerau: hat jemand vielleicht schon Mal gehört – oder auch nicht. Es handelt sich dabei um einige jener 10 Gemeinden im Speckgürtel Wiens, die ausgerechnet mit Kreisverkehren Touristen anlocken wollen.
Und Kreisverkehre dürfen ja als etwas ziemlich Österreichisches gelten – zumindest die Aufregung darum. In Wien wird sich noch immer von der Nachricht über einen Kreisverkehr für Jörg Haider oder einen geplanten Luxus-Kreisverkehr erholt. Einige sehen darin Geldverschwendung, andere eine Verschwörung gegen einfache Kreuzungen. Dabei sind ihre Vorteile ziemlich eindeutig. Was aber mit den schirchen Flächen in der Mitte machen? Vor einigen Jahren beschäftigte sich der Filmemacher Johann Lurf in seinem Kurzfilm "Kreis Wr Neustadt" mit Kreiseln in Niederösterreich und dokumentierte die eigenartige Gestaltung hunderter Kreisverkehre. Mal stehen Draken drin, mal Blumenbeete, mal Brache, in Wörgl war sogar ein 137m hoher Tower geplant oder eben Kunst im öffentlichen Raum.
Nun ist Niederösterreich jedenfalls um drei weitere Kreiselgestaltungsweisen reicher: Eine der Initiativen der Gemeinden hat in Zusammenarbeit mit Kunst im öffentlichen Raum Kunstschaffenden eingeladen, drei Kreisverkehre an stark befahrenen Straßen frei zu gestalten.
Nachdem die künstlerischen Kreisel von Tarek Zaki aus Ägypten 2013 und der von Priscilla Monge aus Costa Rica 2014 bereits veröffentlich wurden, folgte jetzt der dritte. Der von Jitish Kallat gestaltete Kreisverkehr wurde am 11. Oktober in Stockerau präsentiert.
Jitish ist einer der bedeutendsten Kunstschaffenden Indiens und hat bei diesem Projekt namens "Here after here after here" einen Kreisel gestaltet, der eine Endlosschleife aus einzelnen Straßenschildern darstellt. Es ist eine verworrene Skulptur, die Stockerau mit der gesamten Welt verbinden soll. Mit tatsächlichen Entfernungsangaben werden Städte wie Sarajevo, Mumbai, Miami oder Melbourne in diesem Projekt in die österreichische Provinz genommen und schlängeln sich ineinander.
In der Heute wurde prompt über die Geldverschwendung von 70.000 Euro berichtet, andere sehen den Kreisverkehr als Tourismusmotor oder als innovative Kunst und vielen ist es wurscht. Am Ende bleibt es jedoch nur ein einfacher Verkehrsknoten auf der Straße. Diesmal mit einem Kunstwerk, statt einem Blumenbeet.
Seit dem 11. Oktober kann man den letzten Kreisel von Jitish Kallat in Stockerau, einer der Gemeinden von 10 vor Wien, bewundern.