Thomas Albdorf macht Dinge mit dem Internet und es mit ihm. Anlässlich seiner Einzelausstellung in der Fotogalerie Wien haben wir mit dem jungen österreichischen Künstler gesprochen, lolz.
Du stellst ja viel – darf ich Content sagen – auf deinen Blog. Ist es für dich wichtig möglichst viel gesehen zu werden? Ist "Sich-Rar-Machen" etwas, dass man sich erst ab einem gewissen Grad von Bekanntheit leisten kann?
Meine Herangehensweise an meinen Blog hat sich in den letzten zwei Jahren stark verändert – während ich anfangs primär fürs sofortige Publizieren im Netz produziert habe, dient er momentan eher als B-Side und Testraum für Zeug, dass ich größtenteils nicht so ernst nehme. Ich arbeite seit jetzt fast zwei Jahren an einer Serie, die noch kaum jemand gesehen hat, die aber den eigentlichen Kern meines Schaffens bildet. Insofern mache ich mich rar, aber eben nicht ganz. Offen gesprochen halte ich es aus meiner Perspektive tatsächlich für problematisch, sich online stärker zurückzunehmen. Man muss dafür wohl wirklich institutionell etabliert sein. Manchmal wäre ich gerne weniger präsent, aber ich brauche das konstante Posten schon auch als Raum fürs Probieren.
Du hast in einem Doppel-Interview im Paper Journal (Anm. nicht zu verwechseln mit dem Paper "Kim Kardashians Popsch"-Magazine) sinngemäß gesagt, dass du willst, dass Betrachter deine Intentionen kennen. But how?
Mittlerweile bin ich eher der Meinung, dass ich das ohnedies nicht kann. Der Wille zur Auseinandersetzung muss von der Betrachterin / dem Betrachter kommen.
Was fasziniert dich an Google Maps?
Google Maps fungiert für mich als etwas naiver und technisch simpler Vorläufer zu dem, wie wir in Zukunft online sein könnten. Es hat diese leichte Aura der Virtual (oder Augmented) Reality – ein komplett anachronistischer Begriff, der jetzt aber irgendwie wieder Fahrt aufnimmt. Ich mag auch, wie sich das Sehen einer Maschine mit dem von Menschen verbindet und daraus eine teils faszinierende, mit interessanten und absurden Glitches gespickte Welt entsteht. Ich kann es schlecht in Worte fassen, aber ich denke, dass wir irgendwann auf Maps/Street View als dem Beginn einer neuen Bildrezeption zurückblicken werden.
Wo treibst du dich generell gern im Internet herum?
Es gibt keine spezifischen Websites. Ich treibe halt oft auf Tumblr oder Instagram dahin. Meist finde ich eine Künstlerin oder einen Künstler, die/der mir zusagt, suche, was denen gefällt, und so geht es weiter. Ein paar Blogs gibt es aber schon, die nicht unerwähnt bleiben sollten: Latent Image , früher (RIP) The Jogging , Paper Journal, Self Publish Be Happy, Artfrum, Hafny. Das sind jene, die mir spontan einfallen und die ich deswegen als wichtig erachte. B-Side (Guilty Pleasure): http://derstandard.at/r246/Fussball.
Kanye oder Drake?
Puh … man muss Kanye sagen, will man ernst genommen werden. Aber trotzdem immer wieder Drakes Trophies!
Wenn du dir das letzte Jahr anschaust, kannst du eine Richtung festmachen, in die sich deine Kunst entwickelt hat. Wo möchtest du inhaltlich noch hin?
Generell denke ich, dass es für mich immer wurschter wird, ob das Basismaterial für meine Arbeiten von mir selbst aufgenommen wurde oder ob ich es appropriiere. Ich löse mich etwas vom eigentlichen Akt des Fotografierens. Langfristig werde ich mich, solange das Internet einigermaßen so funktioniert, wie es das momentan tut, weiter mit Virtualität im Bildraum beschäftigen. Ganz konkret wird es 2015 ein Buch mit vielen Bergen und schönen Landschaftsbildern geben, das vielleicht etwas konkretisiert, wo die Reise hingehen wird.
Thomas Albdorfs Einzelaustellung "Oh Fail, You Beauty" wird am 16. Februar in der Fotogalerie Wien eröffnet. Man findet das auf Google Maps. Die Autorin auf Twitter: @oidaamira
Pigmentprint, 45 × 30 cm, 5: Thomas Albdorf