Oh Junge

Babo war da. Im ausverkauften Flex gingen die Hände spät in die Luft, dafür dann umso höher. Und Niko Ostermann wurde seine Kamera nicht geklaut.

Einen Tag vorher war Tourstart in München. Könnte sein, dass es da ein bisschen länger wurde. Ein kleiner freundlicher Gruß an den kleinen Lauch Jan Böhmermann ging sich vor der Show trotzdem aus. Aber vielleicht war deshalb anfangs nicht so viel Bewegung auf der Bühne, obwohl ein paar Hits und die Affen schnell aus dem Zoo gelassen wurden.

"Brudi" stand da auf Haftbefehls Pulli, um den Hals hing kein halbes Kilo Kette, sondern Schlüsselbund und Ausweis. Hanybal, Milionar und andere Azzlackz aus dem asozialen Offenbacher Raum hatte er mit auf der Bühne gebracht, die auch mal solo ans Mikro durften. Heimlicher Held im Bühnenbild war aber Babos Bodyguard, der ein einziges Mal die Miene verzog. Sonst aber müsste man seinem Gesichtsausdruck eine eigene Rolle in "Game Of Thrones" als kalter, grimmiger Schlächter geben. Ihm dieselben Fragen zu stellen, wie den Leibwächtern von Joe Biden in diesem großartigen Noisey-Interview, ging sich leider nicht aus.

Songs Not Sho

Show war das jedenfalls keine. Mehr Vorspielen. Kein Pyro, keine Geldscheinkanonen oder Action mit dem Publikum. Die Flex-Anlage klang früher auch schon einmal so, als wäre sie in den letzten Monaten einmal gewartet worden. "Die Location ist… cool." Denn je dreckiger der Club, desto heftiger die Party, meinte Haftbefehl nur. Er spielte eben seine Songs. Aber die findet außer Noel Gallagher ja sowieso jeder gut, von der Hermann-Steinhäuser-Straße über das Feuilleton bis hin zu harmlosen Hipstern. Das Publikum war dabei überraschend weiblich, eher mehr als ein Viertel. Wer bei Kollegah im Gasometer war, weiß, dass das auch ganz anders, nämlich mit wirklich viel zu viel Testosteron, sein kann.

"Welcher Deutschrapper macht Shows, die 90 Minuten dauern? Ich kenne keinen" – gegen Ende machte Haftbefehl sogar Insider-Witze. Spätestens da, bei der Zugabe, waren alle aufgewacht. Haftbefehl machte sogar was mit den Armen und grinste auch. Da hatte das ganz Flex seine Hände schon längst in der Luft. "Chabos wissen wer der Babo ist" kam ohne erste Strophe von der Bühne aus, die Zeilen kannten alle auswendig und brachten sie sogar im Takt (einen Ausschnitt davon gibt es hier auf dem The Gap-Instagram-Account). Vielleicht kann Babo nächstes Mal aber doch vorher noch am Bahnhof grade Nasen sniffen.

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