Ohren als Trophäe

»Far Cry Primal« versetzt die Open World-Serie in die Steinzeit. Inhaltlich geht es hier schon mal rau zu – spielerisch können sich »Far Cry«-Kenner auf die Serie verlassen.

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Die ersten Ankündigungen und Trailer zeigten »Far Cry Primal« von seiner tierischen und dreckigen Seite. Da galt es Mammuts, Sägelzahntiger und andere natürlich Feinde mit tendenziell primitiven Waffen zu erledigen und so das eigene Überleben zu sichern. Keine einfache Aufgabe. Auch der Start ins Spiel ist ruppig: Da gilt es ein junges Mammut von seiner Herde zu trennen und zu erlegen. Kurz darauf wird allerdings die eigene Mannschaft von einem Säbelzahntiger dezimiert. Und ja, das Töten der Tiere ist im Spiel wohl für viele unangenehmer als die Beseitigung menschlicher Gegner. Auch wenn man sich daran gewöhnt. Schon bald im Spiel trifft Takkar, unsere Haupfigur, auf Sayla, eine Stammeskollegin, die getöteten Gegnern die Ohren abschneidet, um sie als Trophäe um den Hals zu tregen.

Konsequent waren die Entwickler auch sonst beim Setting. Oros, die Spieltwelt ist in den Karpaten Osteuropas gelesen. 10.000 B.C. endetete hier die letzte Eiszeit und verschiedene Stämme aus Norden, Süden und Westen kamen in das Gebiet. Angeblich führte das zu einer der ersten Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Stämmen um Land. Diese Auseinandersetzungen und kleinen Kriege finden auch in »Primal« statt. Bei der Sprache haben die Entwickler es angeblich genau genommen und gemeinsam mit Forschern versucht eine Ursprache zu entwickeln. Sie wirkt letztlich trotzdem mit ihrer vereinfachten Grammatik und dem mitunter rohen Inhalt teilweise etwas ablenkend humoristisch.

So mutig ist das Gameplay dann leider nicht. Nach einiger Zeit spielt sich »Primal« trotz des Verzichts auf Fahrzeuge und Feuerwaffen erstaunlich gewohnt. Hier wäre mehr Eigenständigkeit möglich gewesen. Die Kämpfe gegen viele Tiere und Feinde sind schon schnell nur mehr eine Herausforderung, wenn es sich um richtig große Gegner wie Mammuts oder eine große Überzahl handelt und kein eigener tierischer Begleiter – etwa ein gezähmter Sägelzahntiger – zur Seite steht.

Dieses Fehlen an Intensität in den einzelnen Begegnungen und Auseinandersetzungen macht »Primal« erwartbar mit einem Übermaß an Tätigkeiten und Missionen wett. Und schon bald kommt man so in einen ziemlich gelungenen Flow, der einen von einen Aufgabe zur nächste ziehen lässt und es gelingt dem Spiel doch, dass man ziemlich darin versinkt. Das ist nicht unbedingt einzelnen Features und Eigenschaften geschuldet, die ach so herausragend wären, sondern einer Teamleistung, die ein letztlich überzeugendes Game geschaffen hat, in dessen offener Spielwelt man sich schon mal verlieren kann. Auch wenn man sich zwischendurch manchmal wünscht von ein paar mehr, dem Setting geschuldeten und feiner geschriebenen Situationen wachgerüttelt zu werden. Dazu reicht ein freundlich gemeinter Mord zwischen Stammesgenossen in einer Zwischensequenz einfach nicht aus.

»Far Cry Primal« ist bereits für Xbox One, PS4 und PC erschienen.

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