Open Data mit dem Bundeskanzleramt

Unter dem etwas sperrigen Kürzel OGD D-A-CH-LI lädt die Cooperation Open Government Data Österreich am 4. Oktober in Wien zum Auftakt einer Reihe von Konferenzen.

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Ziel des Vierländertreffens ist es, voneinander zu lernen und Erfahrungen auszutauschen. Nach dem Auftakt in Wien, sollen weitere Konferenz in Deutschland, Schweiz und Lichtenstein folgen. Wir sprachen mit Roland Ledinger, dem Leiter des Bereiches IKT-Strategie des Bundes.

OGD D-A-CH-LI – worum geht es da ganz allgemein?

Die Konferenz lädt Institutionen und die Community aus Deutschland, der Schweiz, Lichtenstein und natürlich Österreich zum breit angelegten Erfahrungsaustausch. Veranstaltet wird die Konferenz von der ADV, der Arbeitsgemeinschaft für Datenverarbeitung.

Es geht darum über Österreich hinaus Interessierte zu adressieren und im Bereich Open Data Transparenz zu schaffen. Der deutschsprachige Raum trifft sich zum Austausch und teilt dabei nicht nur die Sprache, sondern etwa auch eine ähnliche Verwaltungskultur, wie das Föderale System. Uns geht es in diesem Bereich von Anfang an nicht darum Top-Down zu diktieren, sondern auf Augenhöhe zu kommunizieren. Wir wollen gegenseitig an Know-How und Erfahrungen partizipieren, oder auch Best Of-Beispiele übernehmen.

Welche Institutionen spielen hier eine Besonders große Rolle?

Es gab hier bereits zwischen den verschiedenen Verwaltungsstellen eine Kultur der Kooperation, die wir im Rahmen des E-Government perfektioniert haben. Trotzdem ist diese Struktur vergleichsweise schwerfällig und wir haben uns im Bereich Open Government Data für eine freiere Kooperation entschieden. Entstanden ist diese bei einem Telefonat mit der Stadt Wien und Linz, bei einem Treffen der Städte Wien, Linz, Graz und Salzburg in Linz vor Ort wurden gleich die ersten Entscheidungen getroffen. Wichtig ist eine loose Kooperation, die sich nicht vorhandenen Mechanismen unterwirft, sondern eine Gruppe von Motivierten verbindet – es gibt nur 8-10 Grundsätze. Seit dem wächst die Gruppe. Man muss sich aber bewusst sein, dass Open Government Data letztlich ein Kommunales Thema ist, weil dort die Daten sind. Die Länder oder gar der Bund haben vergleichsweise wenig Material. Die verschiedenen Verwaltungsstellen koordinieren ihre Aktivitäten und binden dabei die Communitiy, die Wirtschaft oder auch die Unis ein. Wir pflegen den Begriff der „Willigen“.

Sie sprechen es selbst an: Wie funktioniert der Knowhow-Austausch in den föderalen Strukturen in Österreich?

Wir in der Verwaltung sind es gewohnt in Hierarchien zu denken – statt in einer Matrix. Das ist kulturell bedingt. Diesmal war es uns aber wichtig, dass wir alle mit ins Boot holen. Es gibt zwar eine Rollenverteilung, aber auf Augenhöhe. Es ist wichtig, hier Signale zu setzen, wie etwa, dass das Bundeskanzleramt für eine erste Besprechung nach Linz fährt. Nun gilt es diese gleichberechtige Partnerschaft aufrecht zu erhalten, auch wenn das schnelle Wachstum uns mittlerweile zwingt vielleicht doch Strukturen einzuführen. Es ist natürlich eine Herausforderung ab einer bestimmten Größe trotzdem entscheidungsfähig und innovativ zu bleiben.

Welche Unternehmen aus Ö sind besonders interessant.

Wichtig ist es dabei nicht nur an Start-Ups zu denken. Interessiert sind eigentlich alle Contentproduzenten, die wissen, dass sie ihre Geschäftmodelle ändern müssen. Die Verknüpfung und Veredelung von Daten wird wichtiger, die 1:1-Transformation mit einem Verrechnungssystem rückt in den Hintergrund. Dafür brauchen diese aber heute noch nicht freigegebene Daten. Für die Unternehmen ist das eine der Frage, wie flexibel sie sind. Gerade die großen sind bereit diese Chance zu nutzen.

Start-Ups hingegen sind wichtig für Innovationen. Große Organisationen bzw. die Verwaltung schlecht hin sind Bewahrer, wir haben unser Regelwerk und eher konservative Prozesse. Wir halten die Situation stabil, die Start-Ups haben dieses Problem nicht. Dort hat man am Morgen eine Idee und zu Mittag die Umsetzung. Die Großen müssen die Entwicklungen dann mit ihren Mechanismen in die Breite bringen. In Österreich gibt es hier eine gute Mischung.


Welche Daten kommen in der nächsten Zeit?

Wir selbst haben eine eher keine Datenbasis. Ein zentrales Thema für uns ist das Rechtsinformationssystem in das diverse Verwaltungsstellen bei uns die Daten einstellen. Es gibt auf Bundesebene weniger Datenbestände als auf der kommunalen Ebene, wir haben in einem ersten Schritt 60 Datensätze veröffentlicht. Andere wie die Statistik Österreich haben derzeit rechtliche Lizenzfragen zu klären, bleiben aber am Thema dran. Es gilt Akzente zu setzen und so sprechen wir etwa mit den einzelnen Ressorts, in denen manchmal kleine Datensätze vorhanden sind, an die gar nicht gedacht wird. Erst kürzlich konnten wir die Help.GV-regionalen Zuständigkeiten publizieren.

Auf Bundesebene ist Open Data Government noch keine politische Priorität, sondern ein buttom up Prozess in den Ministerien. Wie gesagt: Das meiste Potential befindet sich auf kommunaler Ebene. Vorreiter sind Städte, die sind nahe an BürgerInnen. und haben eine Menge an nicht-personenbezogene Daten.

Ich persönlich würde gern Stammdaten zu Unternehmen zur Verfügung stellen; nicht die kostenpflichtigen im Firmenbuch, aber zumindest die Kerndaten eines Unternehmens. Immerhin haben wir 1,3 Millionen Unternehmen in Österreich. Dies ist aber schwierig, weil viele davon Einzelunternehmen sind und damit ist das ein Datenschutz eine offene Frage..

Was sind die besonderen Schwierigkeiten in Österreich?

Wir haben den Vorteil der Kompaktheit. Andererseits sind wir zersplittert auf der Gemeindeebene mit über 2500 Gemeinden. Spannend wird, wie man ohne Top-Down-Organisation voneinander lernen kann. Für die Zukunft ist die große Frage: Wie kommt man zu Business-Modellen? In Deutschland ist man bei derartigen Ausarbeitungen etwas konkreter und Nutzenüberlegungen sind methodisch besser abgesichert.

Für die Verwaltung stellt sich die Frage, wie wir mit dem Aufwand umgehen? Es gibt ein Commitment, aber wie genau soll das aussehen? Hier können wir schauen, wie das Deutschland oder die Schweiz mit ebenfalls sinkenden Bugdets und dem Zusatzaufwand umgehen. Bei uns geht es immerhin auf Bundesebene um Einsparungen von 250 Millionen Euro. Das Publizieren von Open Data braucht aber auch Investitionen und Betriebsabdeckung.

Im Oktober starten wir einen AppWettbewerb. Deutschland hat das sehr breit angesetzt und wir können lernen, wo da die Erfolgsfaktoren waren. Es geht uns nicht nur um eine Preisverleihung, sondern einen nachhaltigen Prozess mit Effekten.

Österreich auf eine EU-interne Umfrage zu den EPSI-Richtlinien eine vorsichtige Positionen vertreten. Warum?

Es ist wichtig, dass man Diskussionen polarisierend führt – Zaghaftigkeit führt zu vielen Kompromissen. Skeptisch bin ich in der Frage: Was bringt es der Wirtschaft und was kostet es die Verwaltung? Derzeit publizieren wir, was wir und die Community für wichtig halten. Sollte die Treffsicherheit bei nur 10% liegen, hätten wir trotzdem einen Aufwand von 100%. Gleichzeitig soll aber Innovation nicht durch die Abklärung des Businesscase eingedemmt werden.

Wenn wir alles publizieren müssten, hätten wir nicht nur ein logistisches Problem, sondern auch einen enormen finanziellen Aufwand – und dies nicht nur auf Ebene des Bundes, sondern auch bei Städten, Gemeinden und Ländern. Noch ist der volkswirtschaftliche Rückfluss gering, die Zahlen, die die Kommission hinauswirft, sind fiktiv. Es bleibt fraglich, ob die Steuereinnahmen den Aufwand in OGD wettmachen.

Welche Best Practice-Beispiele haben besonderes Potenzial?

Hier kann es keine Gewichtung von mir geben. Mehr dazu gibt es auf der Konferenz selbst zu erfahren.

Weitere Infos hier, zur Anmeldung hier. Unsere Coverstory aus 2011 zum Thema hier.

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