Franz Hergovich vom Mica hat uns per Mail über den Status Quo und die Chancen der österreichischen Musikszene, auf die das Eurosonic 2014, das wichtigste Showcase-Festival für europäische Musik, seinen Fokus legen wird, berichtet.
Österreichische Musik ist in Moment so gut aufgestellt, wie schon lange nicht: Warum braucht es überhaupt einen Schwerpunkt und wie kam es dazu?
Eben gerade weil es momentan so viel gute Musik aus Österreich gibt, macht so ein Schwerpunkt Sinn. Es ist ja nicht so, dass eine Vielzahl österreichischer Acts bereits international super erfolgreich ist und die großen Festival Line-Ups dominiert. Da gibt es noch enormes Potential nach oben. Und auch die heimischen Strukturen, also Labels, Agenturen, Verlage oder Manager sind vielfach noch nicht so gut aufgestellt, dass sie ihre Talente dahingehend unterstützen können, ihr mögliches Publikum auch weltweit zu erreichen.
Diese Chance ist das Resultat jahrelanger Aufbauarbeit. In den letzten Jahren haben einige Personen mitgeholfen, dass Österreich beim Festival immer prominenter vertreten war und professioneller aufgetreten ist. Und wir hatten in den letzten Jahren die richtigen Bands beim Festival, die alle davon profitieren konnten. Zum Beispiel Elektro Guzzi, die das Eurosonic selbst als "entscheidenden Wendepunkt in ihrer Karriere" bezeichnen und im Anschluss an ihren Eurosonic-Gig im Laufe des Jahres 2012 40 internationale Konzerte gespielt haben, darunter große Festivals wie Roskilde, Melt oder Sziget. Unser immer stärker werdendes Engagement hat ja auch schon zu drei European Border Breakers Awards in den letzten vier Jahren geführt. Es ist also eine Mischung aus einer ausreichenden Anzahl an neuen Talenten, die stark genug sind, um international Erfolg haben zu können und den Leuten, die den Festival-Organisatoren vernünftig genug erscheinen, dass sie das mit ihnen gemeinsam auch erfolgreich durchziehen können.
Ganz konkret habe ich die Anfrage bekommen, nachdem ich den Festival-Verantwortlichen, unaufgefordert und vermutlich als einziges Exportbüro, bereits kurz nach dem Festival erste positive Feedbacks und Erfolgsmeldungen unserer diesjährigen Acts geschickt habe.
Wie viele österreichische Acts werden ca. beim Eurosonic auftreten?
Das wird davon abhängen, von wie vielen Acts wir die Eurosonic-Booker überzeugen können. Bei den letzten Ausgaben waren in etwa 15 Acts der Schwerpunktländer vertreten.
Es gibt aber keine Vereinbarung über eine fixe Mindestanzahl, trotzdem kann man natürlich davon ausgehen, dass es deutlich mehr werden, als in den letzten Jahren. Das Booking-Team wird sich viel ausführlicher mit österreichischer Musik beschäftigen, so werden sie etwa auch zum Popfest nach Wien kommen, um möglichst viele Acts auch live erleben zu können, und es wird durch die größere Aufmerksamkeit in der heimischen Musikszene auch zu deutlich mehr Einreichungen kommen. Es haben sich jetzt schon ca. 140 Acts aus Österreich beworben.
Läuft die Bewerbung der KünstlerInnen aus Österreich über das Mica, oder bewerben sie sich direkt beim Festival?
Alle KünstlerInnen müssen sich auf jeden Fall direkt beim Festival bewerben, die Deadline dafür ist der 1. September. Bei Austrian Music Export konnte man sich bis Anfang Juni bewerben, um in die Auswahl für eine gemeinsame österreichische Einreichung zu kommen, die von den ETEP Partner, Austrian Music Export (mica – music austria & Öst. Musikfonds), Radio FM4, FM4 Frequency Festival, Nova Rock Festival und Waves Festival, erstellt wird. Es können auch Bands für das Festival ausgewählt werden, die nicht auf dieser Shortlist stehen. Eurosonic wünscht sich aber so eine gemeinsame Einreichung der Länder, weil dann auch gesichert ist, dass diese Acts von allen heimischen Partnern unterstützt werden.
Ist es dem Mica wichtiger einen Status Quo der etablierten jungen Szene zu bieten – als reines Showcase – oder soll es darum gehen neue und unbekannte Acts zu pushen?
Beim Festival geht es darum, dass möglichst die besten neuen heimischen Bands spielen. Aber solche, die auch schon soweit sind, dass sie diese Chance optimal nutzen können. Da gehört auch das richtige Umfeld dazu, also etwa ein Label, eine Booking-Agentur oder ein Management, das bereits vorab daran arbeitet und vor Ort die richtigen Leute zum Konzert bringt und neue Kontakte knüpft. Die Konkurrenz beim Eurosonic ist enorm groß, es spielen ja oftmals 20-30 Acts gleichzeitig, darunter auch einige, die bereits als Geheimtipp in aller Munde sind. Diesen Status kann man sich aber erarbeiten.