Paddy's what?

Es ist wieder soweit. Alle ziehen sich grün an und gehen los, um sich kollektiv die Birne wegzusaufen. Es ist St. Patrick’s Day.

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Ich weiß was ihr jetzt denkt. Ihr sitzt zu Hause, freut euch auf euren Lieblingsfeiertag, übt mit eurer übergroßen grünen Guinness-Werbesäule auf dem Kopf vor dem Spiegel schon mal wie man richtig "Sláinte!" sagt und dann kommt so eine Hipster-Journaille daher und will euch nicht nur den Paddy’s Day, sondern auch eure geliebten Pubs im allgemeinen schlechtreden. Unrecht habt ihr nicht, das ist sehrwohl die Grundidee dieses Textes, aber nicht nur: Tatsächlich gibt es gute und angenehme Pubs, das müssen auch wir zugestehen. Nur was ist das überhaupt, ein Pub in Österreich? Und was kann das?

Pubs in Österreich

Ein Pub ist ja per se nichts anderes als ein Beisl, nur ein englischsprachiges. Wie hoch der Genuss eines Besuches ausfällt, hängt stark von der Besucherstruktur und vom Standort ab. In einer Kleinstadt, wie meiner geliebten Heimatstadt Klagenfurt, erfüllen Pubs eine wichtige soziale Funktion. Es sind die einzigen Bars, in denen sich wirklich ein breites Spektrum an Leuten und somit ein Querschnitt der Gesellschaft wiederfindet. Vom Hackler bis zum Akademiker ist alles dabei. Dass Pubs so gut wie jeden Tag offen haben – was in Klagifornia nicht selbstverständlich ist – fördert dieses Treffpunkt-Feeling. Einzig die frühe Sperrstunde, die sie aus ihrem Heimatland mitimportiert haben, ist ihnen negativ anzurehnen. Spätestens um zwei in der Früh muss man sich – unter der Woche meistens vergebens – um ein neues zu Hause für sich und sein Guinness bemühen.

Pubs in Wien

In der Hauptstadt sieht die Sache etwas anders aus. Die meisten Pubs sind hier wirklich Treffpunkt für "Expats".Traditionellere, kleinere Pubs bieten meistens auch gutes Essen und mehrere Fernseher (Sport!). Unter den weiteren Stammgästen sind Menschen, die aus irgendeinem Grund einen England- oder Irlandfilm rennen haben, Leute die ihr Englisch aufbessern wollen oder solche, die das Ambiente einfach gemütlich finden. Fair enough. Die Laufkundschaft besteht meistens aus Menschen, denen einfach egal ist, wo sie saufen, aber das ist ja überall so.

Dick Mack’s, Charlie P’s und wie sie alle heissen

Abseits dieser kleineren Pubs gibt es in Wien auch noch ein paar Institutionen, die zwar offiziell in die Pub-Kategorie fallen, die jedoch so fernab von der Grundidee eines Pubs sind, dass es schwer fällt diese Selbstbezeichnung ernst zu nehmen. Das Dick Mack’s am Schwedenplatz zum Beispiel. Es ist so groß, dass es noch keiner herausgeschafft hat, ohne sich zu verlaufen. Wenn man mit dem Kopf auf der Tischplatte einschläft können Wochen vergehen, bis einen jemand findet. Man munkelt außerdem, dass es einen geheimen Hinterausgang direkt am Grazer Uhrturm gibt.

In diesem "Irish Pub" gibt es zudem Foster’s, ein australisches Bier, dass in England gebraut wird. Das findest du verwirrend? Aber nicht doch. Es ist ganz logisch. Wer schon mal Foster’s getrunken hat, der weiß, dass die Australier nur die Produktion ausgelagert haben, um die Schuld für dieses Bier den Engländern in die Schuhe zu schieben.

Ein anderer Fall wo das Prädikat "Irish" mit vorsicht zu genießen ist, ist das Charlie P’s. Es ist ebenfalls recht groß und es fällt schwer zu beschreiben, wie es dort ist, weil sich das Lokal selbst auch nicht ganz entscheiden kann, was es sein will. Es ist außerdem meistens recht hektisch, weil zu wenige Kellner da sind. Ich war vor ein paar Jahren mal während der Karaoke-Night dort. Ich habe in die toten Augen des Barkeepers geblickt der von hinten zwangsbeschallt und von vorne von hunderten Leuten angebrüllt wurde. Ich habe noch nie so tiefes Mitleid mit einem Menschen empfunden. Das ist ganz weit weg von der Gemütlichkeit, die man normalerweise mit Pubs assoziiert.

Ob das alles gut oder schlecht ist, bleibt jedem selbst überlassen. Ich will euch hier nicht ins grüne Bier spucken.

Der St. Patrick’s Day

Die heutigen Partys haben, ähnlich wie moderne Weihnachtsbesäufnisse oder Halloweenfeiern, nichts mit dem ursprünglichen Feiertag zu tun. Sie sind hauptsächlich eine Ausrede, um sich wieder mal kräftig wegzusprengen und daher eher für Leute gedacht, die für sowas Ausreden brauchen.

Streng nach Onlineartikel-Logik müsste jetzt der Teil kommen, wo wir euch die besten Paddy’s Day-Partys empfehlen oder uns zumindest über die schlechtesten lustig machen. Wir lassen das. Sie sind nämlich alle gleich. Nur in die Ottakringer Brauerei müsst ihr dieses Jahr nicht fahren. Das Paddysfest, das die letzten fünf Jahre dort stattfand, macht dieses Jahr Pause. Aber wenn ihr die letzten fünf Jahre dort wart, gilt für euch sowieso: Wartet nicht darauf, dass der heilige Marko Arnautovic vorbeikommt und euch ein Leben kauft. Steht auf und tut es selbst.

Wenn ihr es bis hierher geschafft habt, und euch noch immer auf den St. Patrick’s Day freut, dann wünschen wir euch dennoch guten Durst, wohlschmeckendes gefärbtes Bier, frohes Speiben und einen erfrischenden Walk Of Shame am nächsten Morgen.

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