Der steirische Miyazaki — Paul Plut veröffentlicht das nächste beeindruckende Album

Die süßen Früchte aus Paul Pluts Garten sind eher von der bitteren Sorte. Auf »Herbarium«, seinem dritten Album, treiben erstmals auch Blüten fremden Ursprungs.

© Daniel Sostaric / Kunsthistorisches Museum

Für uns Normalsterbliche ist ein Herbarium, also ein Sammel­surium an gepressten Blättern, eher ein Kuriosum aus dem Sach­unterricht. Für die natur­wissen­schaft­lichen Vifzacks ist es schon ein bisschen wichtiger. Für Artists ist quasi das ganze Leben ein Herbarium: immer schauen, immer wo was reinkritzeln, immer Field Recordings, immer auf der Suche nach der nächsten Idee. Paul Plut, der für seine bombas­tischen ersten beiden Alben im eigenen Fantasie­garten gesammelt hat – ist ja auch reichlich dort vor­handen, da kannst du drei ganze Karrieren davon ernähren –, öffnet für das dritte nun das Garten­türl und klaubt reichlich externe Eindrücke auf, katalogisiert und vertont sie. Aber das sind keine alltäglichen Blätter, die du in jedem x-beliebigen angebrunzten Grün­streifen findest. Da sind welche von Christiane Nöstlinger dabei, von Garish, Daniel Johnston, Hildegard Knef und Kurt Girk, aus rumänischen Volks­liedern. Alle macht Plut sich im besten Sinn zu eigen.

Ein riesiger Berg vor der Sonne

So lässt sich etwa die ikonische Born-to-Run-Hymne »Devil Town« gut in seinem Heimatort Ramsau am Dachstein verorten. Auch dort sind alle Vampire, sagt man. Kein Wunder mit dem riesigen Berg vor der Sonne, sagt man. Oder auch »Dein stolzes Herz«: rumänisch, Kurt Girk, das bereits als Teil des brachial-antipatriarchalen Theater­stücks »Die Milchfrau« den Weg auf die Bühne und nun aufs Album fand, gesungen von Barca Barxant. Da spielt Plut uneitel auch nur einmal die Gitarre.

Aber – und hier ist Entwarnung angesagt – »Herbarium« ist kein Cover­album. Es gibt natürlich auch eigene Stücke. Der Plut’sche Garten wirft noch süße Früchte ab, wenngleich die aber inhaltlich natürlich immer eher von der bitteren Sorte sind. So wird Paul Plut zum steirischen Miyazaki, klagt den (in)humanen Raub­bau an der Natur zum Zweck der Profit­maximierung an, erzählt vom Bürger­krieg und seinen Spuren, von Ausbeutung und Umsiedelungen. Das alles alleine schon im gar dysto­pischen »Lucken in der Land­schaft«. So wird das Herbarium dann doch wieder zur Sache für die Normal­sterblichen, weil so was geht uns ja alle an.

Das Album »Herbarium« von Paul Plut erscheint am 1. März 2024 beim Label Abgesang. Der Musiker ist an folgenden Terminen live zu sehen: 13. März, Wien, WUK — 14. März, Graz, Orpheum Extra — 15. März, Salzburg, ARGE Kultur — 16. März, Linz, Stadt­werk­statt — 21. März, Dornbirn, Spielboden — 22. März, Ebensee, Kino — 23. März, Innsbruck, Bäckerei — 11. April, Schladming, Klang-Film-Theater — 12. April, Villach, Kulturhof Keller.

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