Phantome im Biedermeierschloss

Der Designer Robert Stadler wurde vom MAK eingeladen, im Geymüllerschlössel auszustellen. Vom Biedermeier zeigt sich der Ex-Punk mittlerweile angetan.

Warum brauchen die Leute diese Labels "Design" und "Kunst"?

Weil es einfacher ist. Wenn Design draufsteht, kann ich schon loslegen: Okay, das ist ein Stuhl. Der darf nicht zu teuer sein, er muss bequem sein und so weiter… Das In-der-Schwebe-Sein von unterschiedlichen Disziplinen benötigt viel mehr Offenheit und Neugierde.

Du hast immer wieder mal serielle Produkte entworfen, aber Dein Schwerpunkt liegt doch eher im experimentelleren Bereich. Stört Dich das?

Nein, der Mix ist eigentlich okay. Natürlich ist es ein tolles Gefühl, wenn man etwas macht, dass massenhaft produziert wird, und das ist auch finanziell interessant. Aber ich baue in die Produktion immer auch ein wenig Reflexion über die Produktion ein – und damit verringert man eindeutig die Chancen, dass etwas zum Massenobjekt wird. Ich bin gegenüber der Designwelt einfach zu skeptisch und nicht enthusiastisch genug.

Du hast Österreich nach der Matura verlassen, weil Du es hier nicht mehr ausgehalten hast. Als Jugendlicher warst Du Punk. Was ist eigentlich von Deiner Wut von damals übriggeblieben?

Ich war sicher mit 16 oder 17 aggressiv, aber nicht in dem Sinn, dass ich auf Leute eingeschlagen hätte, sondern indem ich für ein Fanzine geschrieben habe. Einerseits war ich Punk, andererseits hatte ich eine Distanz dazu. Da fällt mir eine passende Anekdote dazu ein: Irgendwann hab ich begonnen, mich für Armbanduhren zu interessieren. Ich habe mir dann eine schöne Armbanduhr gekauft – als Provokation gegenüber den Punks. Was aus der Wut übrig geblieben ist? Wenn man die Ausstellung sieht und sie mit den Design-Interventionen im Geymüllerschlössel davor vergleicht, dann denkt man sich vielleicht: Die anderen Designer, die das davor gemacht, waren sicher keine Punks.

"Robert Stadler: Back in 5 Min" läuft noch bis 30. November 2014 im Geymüllerschlössel in Pötzleinsdorf. Öffnungszeiten: jeden Samstag und Sonntag, 11:00 bis 18:00 Uhr.

Am 28. September um 11:00 Uhr findet im MAK eine Matinee im Rahmen der Vienna Design Week statt. Der Designer Robert Stadler, die Londoner Kuratorin Emily King und Jana Scholze, Kuratorin am Londoner Victoria and Albert Museum im Gespräch mit Thomas Geisler, Kustode MAK-Sammlung Design.

www.mak.at

www.robertstadler.net

Bild(er) © MAK / Mika K. Wisskirchen, Jacques Gavard
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