Philosophie klingt erstmal nicht nach Spaß und Spannung. Ein ziemliches Nischenthema, doch die Philosophy Unbound Veranstaltungen im Celeste und Spektakel waren bisher immer ein ziemlicher Erfolg. Wir haben mit einigen von ihnen ein Interview geführt.
Poetry Slams kennen spätestens seit Julia Engelmann alle und sind davon genervt. Seit Anfang diesen Jahres gibt es in Wien ein Kollektiv, das Philosophie auf die Bühne bringt. Und das mit einem ähnlichen Konzept. Oder auch nicht. Eine Veranstaltung gab es auch schon in Berlin. Heute gibt es wieder eine unter dem Titel "Modern Talking".
Wer seid ihr?
Kilian: Wir sind ein junges Kollektiv aus Wien und Berlin mit Erweiterungsplänen nach Paris und Brüssel, das der Philosophie neue Räume, neue Medien und neue Formen eröffnen will.
Was macht ihr genau?
Sonja: Wir veranstalten regelmäßig Bühnenabende, um Philosophiebegeisterten und solchen die es noch werden wollen, fernab von der Universität ein Forum zu bieten, sich mit philosophischen Fragen auseinander zu setzen.
Karo: Jeder Abend hat dabei ein Themengebiet, sei es Feminismus, Sprache oder Kapitalismus, und es gibt Performances, Filme, Musikbeiträge, Vorlesungen, Interventionen und alles in den Grauzonen dazwischen. Anschließend laden wir zu Auflegerei und Tanz.
Neben diesen regelmäßigen Veranstaltungen machen wir auch selbst Performances und Workshops – das ist gerade mehr und mehr im Entstehen.
Wie ist das Projekt entstanden?
Yasmin: Kilian war eifersüchtig auf die Untergrund Musikszene und wollte einen solchen Raum für Philosophie schaffen.
Karo: Diese Idee hat recht schnell bei Freunden und Freundesfreunden Anklang gefunden, sodass bald darauf ein begeistertes Kollektiv entstanden ist, das auch heute noch weiter wächst und expandiert. Aus dem Ursprungsgedanken an die Untergrund Musikszene ist es auch entstanden, dass es am Beginn jedes Abends eine musikalische Interpretation unseres Manifests gibt.
Klingt nach Poetry Slam – Was unterscheidet euch davon?
Yasmin: Sehr viel. Gemeinsam haben wir glaube ich, dass es eine Bühne gibt und dass jemand darauf steht, die oder der sich mit etwas auseinander gesetzt hat. Bei uns geht es jedoch nicht darum durch Wortgewandtheit zu überzeugen und möglichst viel Applaus zu bekommen, sondern wir möchten Menschen den Raum geben über etwas nachzudenken und das zu zeigen und damit hoffentlich andere zum Nachdenken anzustoßen. Das kann durch Sprache sein, aber genauso gerne Tanz, Videoinstallationen, usw. Abgesehen davon, haben wir keine Tröten, wenn die 7 Minuten um sind und Hilfsmittel sind erlaubt.
Wie hat sich das Projekt mit der Zeit entwickelt?
Kilian: Da genüg eigentlich ein Wort: explosiv. Uns gibt es ja erst seit einem Jahr und wir hätten nie gedacht, dass wir nach nicht mal 12 Monaten bereits 6 Veranstaltungen in zwei Hauptstädten mit jeweils mehr als 200 Besuchern veranstaltet haben. Lustige Geschichte am Rande: Für die erste Ausgabe von PU hatten wir den Keller vom Celeste vorgesehen, der ca. 50 Leute eng fasst. Als eine Woche vor der Veranstaltung das Facebookevent bereits mehr als 500 Zusagen hatte, rief uns der Manager vom Celeste panisch an und meinte, dass wir den Keller sprengen würden und deswegen keinesfalls dort veranstalten dürfen.
Als Ersatz wurde uns das – zu dieser Zeit noch im finalen Bau befindliche – Spektakel angeboten, welches wir als erste bespielen durften und trotz einer Kapazität von 200 so überfüllten war, dass wir Leute heimschicken mussten. An dieser Stelle ist es angebracht, dem Team vom Celeste und Spektakel wärmstens für ihren euphorischen Support zu danken – ohne euch wäre der Anfang viel schwieriger gewesen!
Heute ab 19 Uhr gibt es die sechste Runde im Spektakel. Das Event findet ihr hier. Das Manifest der Gruppe könnt ihr euch hier durchlesen.