2001 ging Tim Burtons Versuch dem Sci-Fi-Klassiker »Planet der Affen« ein adäquates Remake zu verpassen trotz Starbesetzung ziemlich in die Hose. Regisseur Rupert Wyatt verzichtet in seinem Prequel »Planet der Affen: Prevolution« auf Menschen in Affenkostümen, setzt voll auf die digitale Komponente und zeigt, was unter Verwendung der heutigen Technologie möglich ist.
Weil sein Vater (wie immer großartig: John Lithgow) an Alzheimer erkrankt ist, testet der engagierte Wissenschaftler Will Rodman (James Franco) ein von ihm entwickeltes Heilmittel ausgiebig an diversen Schimpansen. Die Ergebnisse erweisen sich zwar als bahnbrechend, als sich jedoch während einer Präsentation ein folgenschwerer Zwischenfall ereignet, müssen sämtliche Affen getötet werden. Einzig das Schimpansenbaby Caesar wird von Rodman gerettet und heimlich mit nach Hause genommen. Es erweist sich als besonders intelligent, was schon bald einige Schwierigkeiten mit sich bringt.
Zugegeben, als das vollkommen digitalisierte Schimpansenbaby Caesar erstmals in den Armen des Wissenschaftlers Rodman liegt, kann man sich einen kleinen Schmunzler nicht verkneifen. Nach einer Eingewöhnungsphase wird aber klar, dass das Animationsstudio WETA Digital (die Jungs hinter der Welt von James Cameron’s Pocahontas-Verschnitt »Avatar«) bei der Darstellung der Tiere großartige Arbeit geleistet hat.
Gut vs Böse
Womit wir auch schon beim eigentlichen Hauptdarsteller von »Planet der Affen: Prevolution« angelangt sind. Andy »Gollum« Serkis erweckt Caesar mit seiner Gestik, Mimik und mittels modernster Performance-Capture-Technologie zum Leben und sorgt auch dafür, dass man schnell Sympathien für den Schimpansen entwickelt, seine Beweggründe versteht und irgendwann die bevorstehende Affen-Revolution innerlich gar begrüßt. Verstärkt wird dieses Gefühl durch die großteils oberflächlich gebliebene, unsympathische Charakterzeichnung der menschlichen Persönlichkeiten. Angefangen bei dem stets nur auf Profit bedachten Leiter des Forschungslabors Jacobs (David Owelowo) bis hin zu den von Brian Cox (»Ein gutes Herz«) und Tom Felton verkörperten Tierpflegern, wird im Grunde kein Klischee ausgelassen. Besonders Letzterer pflegt nach seinem letzten Auftritt in der Harry Potter – Reihe als Draco Malfoy weiterhin sein Image als blonder Ungustl.
»Meta Star« James Franco wirkt durchwegs souverän und lässt sein Können vor allem in Szenen mit seinem Vater aufblitzen. Dennoch wird er von seinem Affensohn meist an die Wand gespielt. Freida Pinto (»Slumdog Millionaire«) dient als Tierärztin eigentlich nur als Love-Interest und optischen Aufputz.
Blockbusterism
Zu Gute halten muss man Blockbuster-Neuling Wyatt (»The Escapist«), dass er stets sehr auf die Erzählung rund um Hauptcharakter Caesar bedacht ist und sein Budget keineswegs in inhaltslosen Explosionen und Endzeitszenarien à la Bay oder Emmerich verpulvert, was nach den Trailern so eigentlich nicht zu erwarten war. Die Entwicklung vom Affenbaby zum Anführer einer, wenn man so will, Gefängnisrevolte, steht im Mittelpunkt und ist in dieser Form so auch nachvollziehbar. Hier kommt Wyatt wohl auch zu Gute, dass er durch sein Erstlingswerk »The Escapist« (übrigens mit Brian Cox in der Hauptrolle) bereits genügend Erfahrung mit dem Genre des Gefängnisfilms gesammelt hat. Das erwartete Actionkino bleibt dennoch nicht aus und der Showdown beinhaltet dank der perfekt animierten Affenschar genügend Blockbuster-Inhalte.
»Planet der Affen: Prevolution« ist ein etwas ungewöhnlicher Sommerblockbuster, der mit Sicherheit sein Publikum finden wird. Die Vorhersehbarkeit der Geschichte ist angesichts des ohnehin schon bekannten Szenarios rund um den Planet der Affen verzeihlich und Wyatt und die Animationsspezis von WETA Digital setzen neue CGI-Maßstäbe. Der Wunsch des Regisseurs schon bald komplett auf die Verwendung echter Tiere zu verzichten könnte somit schon bald zur Realität werden. Prevolution als Revolution, quasi.
Planet der Affen: Prevolution
Regie: Rupert Wyatt
Darsteller: James Franco, John Lithgow, Brian Cox, Tom Felton
Kinostart: 11. August 2011