Während draußen der Regen strömte, ging im Topkino der zweite Tag des neugeborenen Musikfilmfestivals eher besinnlich vorüber.
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Am zweiten Tag der Poolinale war der Andrang auf die Platzkarten schon wesentlich geringer. Schade eigentlich, denn im großen Saal des Topkino wurde mit einer Musikdoku gestartet. Es ist die Entstehungsgeschichte des Feist-Albums "The Reminder". Im Film begleiten wir die kanadische Ausnahmekünstlerin Leslie Feist auf ihrer letzten Tour und ins Tonstudio. Zwischenzeitlich sitzt sie einfach mit Strohhut auf der Wiese und erzählt. Es ist eine Geschichte des Ideenkults und der Detailverliebtheit.
Mit dabei war auch Visual Artist Clea Minaker, die das Schattenbühnenkonzept entwickelte. Brechung, Spiegelung, Farbe, Licht und Schatten sind die Elemente, mit denen sie Feists Konzerte in etwas Verspieltes und sehr Romantisches verwandelt hat.
Dass Feist mehr ist als die Zauberfee und auch im Jogginganzug, verschwitzt in einem Londoner Club herumspringen kann, zeigt ein Ausschnitt aus einer Performance mit Gonzales.
Der Film veranschaulicht auch, dass der Erfolg der Figur Feist das Werk von einigen Kreativen ist, die sich im ständigen Brainstorming zu befinden scheinen.
"Look What The Light Did Now" weckt tiefe Sympathien für die eigentlich sehr scheue Künstlerin, die ihr Leben ganz und gar der Poesie verschrieben hat und trotzdem nicht abgehoben ist. Alles wirkt so freundlich und intim. Es ist eine Freude ihr zuzusehen. Man sitzt auf ihrer Couch und sieht wie ihre Kunst entsteht und kann sich gemeinsam mit ihr am Ergebnis erfreuen.
An Island
Der letzte Film der Poolinale ist ein Performance Film über die dänische Indierockband Efterklang. Der französische Regisseur Vincent Moon begleitete die Band auf die Insel Alsen, die ein Stück vor der dänischen Küste in der Ostsee liegt. Dort sind Efterklang aufgewachsen. Es ist also eine Reise in die Vergangenheit der Band. Zusammen mit ortsansässigen Künstlern gelangen Efterklang interessante Neuinterpretationen ihrer Songs. So sieht man sie etwa mit Kinderchören in einem Schulturnsaal. Die Einbindung der lokalen Künstler und der Inselbewohner verwebt das Album direkt mit dem Ort, von dem Efterklang stammen. Kein uninteressantes Experiment. Ein Album lang Inselidylle, muss man allerdings auch erst einmal aushalten. Die endlosen Fahrten durch den Wald, sind zeitweise eine echte Herausforderung für die Geduld.
Die Premiere von „An Island“ fand am ersten Februar 2011 via Private-Public Screenings gleichzeitig in mehreren Ländern statt. Ein solches Screening kann jeder veranstalten. Bedingungen sind einzig und allein, dass die Vorstellung öffentlich sein muss, mindestens fünf Leute fassen kann und, dass sie bei freiem Eintritt stattfindet. Im Februar und März wurde der Film etwa 1200 mal auf diese Weise überall auf der Welt vorgeführt.
The First Days Of Spring
"The First Days Of Spring" ist die filmische Verarbeitung des gleichnamigen Noah And The Whale-Albums. Es handelt von der Trennung von Sänger Charlie Fink und der ehemaligen Sängerin der Band, Laura Marling. Bereits das Album ist sehr persönlich und emotional. Die weitere Beschäftigung damit durch den Film verdeutlicht, dass die Trennung auch eine tiefgreifende Veränderung für die Band war, führte sie doch zum Verlust der weiblichen Stimme. Trotz dieser deprimierenden Geschichte entlässt der Film die Zuschauer nicht traurig in die Welt. Vielmehr ist es eine Versöhnung mit der Vergangenheit. Allerdings hat dieses Werk durchaus seine Längen. Man lässt sich viel Zeit mit der Einführung in die Story und die Langsamkeit mit der alles vonstatten geht, kann recht zermürbend sein.
Wie in Trance versetzt wankten die Zuschauer hinaus. Anschließend wurde noch im Gartenbau Kino gefeiert. Allerdings regnete es draußen in Strömen und die Müdigkeit der Leute war kaum zu übersehen. Die Vermutung, dass das Partypublikum überschaubar bleiben wird, bestätigte sich spätestens mit der letzten Platte um vier Uhr früh.