Pop ohne Star

"boah ur ur fad, ich wart nur auf den sadomaso song", steht da am Handy. Das wird der Sache natürlich nicht ganz gerecht.

"What are you waiting for!?" hätte man ihr gerne zugerufen, spätestens als etwa 40 Minuten Show ohne Höhepunkt verstrichen sind. Diese Wartezeit macht das Finale nicht umso heftiger, sondern es dauert einfach nur länger bis dahin. Dann kommt er doch, zuletzt, der Song aus 50 Shades Of Grey. Den kennen wirklich alle in der Halle. Goldkonfetti. Bum. Aus.

Ellie Goulding hat ja eigentlich noch ein Dutzend anderer Hits auf Lager. On my mind, Don’t panic und der mit Dubstep Wumms. Burn können auch alle singen. Es sind wirklich Hits. Abermillionen Klicks, abermillionen Mal im Radio und im Hintergrund dieser traurigen TV-Shows. Dafür kann sie nichts. Sie kann Popmusik umso besser. Ellie hat die meisten ihrer Hits selbst geschrieben. Für die Bühne ist sie nicht gemacht.

Schon das Bühnendesign ist ausgesprochen öde. Die Stadthalle vielleicht leicht überdimensioniert. Bei Nine Inch Nails war etwa gleich viel los, nur wenige Ränge sind offen, sogar Netz gibt es, Twitter kommt mit Bildern rein. Die Visuals sind aus der Clip-Bibliothek einer 2005er DVD entsprungen, kalter fader Techno-Utilitarismus. Die Tänzer sind gekauft, keine Street Performer, keine alten Freunde, kein Cirque de 50 Shades. Es fehlt Dramaturgie, Geschichten. Die Zwischenansagen sind hölzern. Es ist natürlich ganz andere Musik, aber in Sachen Spannung stecken sie Wanda, Soap&Skin, Bilderbuch und sogar der Gabalier locker in die Tasche.

Bei Gouldings neuer Single kommt Bewegung in die Halle, zwischendurch 90s-Scooter-Fanfaren, der Bass drückt auf die Stirnlappen, nach Devotion ein verrücktes Break, zur Halbzeit kiekst sie wie Michael Jackson. Aber was in ihren Videos und im Radio mühelos funktioniert, hinkt live in so vielen Belangen hinterher. One Direction war größer, hysterischer, Miley überdrehter, bunter, Selah Sue souveräner, cooler, Rihanna stylisher, weltumspannender, Justin Timberlake perfekter. Und das liegt großteils nicht an der Musik.

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