Tanzen, Feiern, Gegenwartskunst. Kulturinstitutionen durch Partys aufzupeppen wurde zum regelrechten Trend. Ist deswegen Kunst so cool?
Die Anziehungskraft des DJs
»So bedrohlich das auch klingen mag, finden wir es legitim und sinnvoll, die Anziehungskraft einer Party zu nutzen, um Kunst einer breiten Masse zugänglich zu machen.« Maria Krasa und Florian Scheck gründeten vor zwei Jahren Early Birds. Ob die Kunst dabei ein Ölgemälde, eine Illustration, Street Art oder eine DJ-Mix ist, ist nicht so wichtig. Bei ihren Happenings steigen sich regelmäßig cool people gegenseitig auf die Zehen, obwohl die Kunstaktionen vor Ort vielleicht weniger spektakulär sind als man vermuten könnte. Spektakulär, ja. Nur eben nicht Joseph Beuys-spektakulär. Zuerst wollten sie die Kunsthalle am Karlsplatz beleben. Der Erfolg und das sehr gemischte Publikum brachte dann die Kunsthalle selbst dazu, sie bereits dreimal zu sich in die Halle zu holen.
Wir können auch Party
Auch bei The Gap waren wir nicht ganz unbeteiligt an dieser Art von Events: Albert & Tina heißt die Reihe, die als gemeinsame Idee mit der Albertina entstand. Nachdem wir befangen sind, soll bitte jeder selbst entscheiden, ob sich DJs mit Sommerspritzern und Fotoausstellungen vertragen – am besten vor Ort. Ähnliche Ambitionen gab es im Kunsthaus Graz und vom Leopold Museum. Man wollte, konnte nur noch nicht. Das neue 21er Haus am Hauptbahnhof feierte vor fast drei Jahren mit Planningtorock seine Erföffnung und hat auch abends mit dem 21er Klub regelmäßig DJs im Programm. Selbst das Museumsquartier kann sich über zu wenig Junge eigentlich nicht beklagen. Es bündelt heuer einen ganzen Sommer lang seine Gratis-Konzerte und Auflegereien unter dem Titel »MQ Summer of Sounds«. Auch das Wiener Brut macht seit dieser Saison deutlich mehr Konzerte.
Kunst ist cool
Vorbei ist die Zeit, als Gegenwartskunst und Performance so cool war wie ein klassisches Konzert. Oder wie Socken mit Trekking-Sandalen. Was die Eventisierung von Kunst mit sich bringt, ist auch dabei zu sein. Adabei hätte man früher gesagt. Natürlich ist das eine Einladung für Kritik. Bei Vernissagen allein geht es ohnehin selten genug um die Kunst. Natürlich wird das nicht besser, wenn jazziger House im Hintergrund läuft. Und trotzdem, der DJ hilft. »Ein ungezwungenes Setting ermöglicht neue Perspektiven und einen anderen Zugang zu Kunst. Vielleicht mehr als ein trockener Ausstellungsbesuch«, meinen zumindest Krasa und Scheck von Early Birds.
Nicht ganz neu
Die Oberflächlichkeit ist Schwäche und Stärke zugleich. Langfristig gesehen verändern sie zwar nicht das Programm, aber das Bild der Häuser. Nun ist das nicht ganz neu, bei »Tranceport« 1992 an der Akademie der Bildenden Künste wurde früher Techno mit dem wilden Denken verbunden, das H.A.P.P.Y stellte seine Partys ebenfalls in den Dienst der Kunst. Der Charakter und die Zahl dieser Partys haben sich seither deutlich verändert.