Das Rrriot Festival bespielt in der ersten Märzwoche ganz Wien – feministisches Rahmenprogramm inklusive. Die Gruppenausstellung »Regarding Revolt« als kollektive Auseinandersetzung mit universellen Normschönheiten liefert den künstlerischen Auftakt.
Das Veranstaltungsdatum des Rrriot Festivals ist natürlich nicht zufällig gewählt, immerhin findet am 8. März wie jedes Jahr der Internationale Frauentag statt. Rund um diesen special day, der sich irgendwo zwischen kommerziellem Douglas-Sale, Gratisrosen und allgemeiner Unzufriedenheit verorten lässt, bietet das feministische Programmfestival eine Woche lang Walks, Talks, Workshops und Partys. Und wo es politisch wird, darf Kunst in jeglicher Form natürlich nicht fehlen.
Mit der Vernissage der Gruppenausstellung »Regarding Revolt« setzt das Festival gleich am 1. März einen themenstarken Auftakt. Kuratiert hat die Schau die Wahl-New-Yorkerin und Fotografin Eva Zar, die sich in ihrer eigenen Arbeit immer schon hegemoniekritisch mit zeitgenössischen Schönheitsidealen beschäftigt hat. Dieser Anspruch setzt sich in der Konzeption von »Regarding Revolt« fort: Die Beiträge in Form von Fotografien, Videos, Skulpturen und Malerei hinterfragen nicht nur universale Schönheitsideale, sie feiern vor allem auch reale Diversität.
Grauer Gips gegen mysogyne Dogmen
Gloria Dimmel ist eine der ausgestellten Künstlerinnen – mit ihren 3D-Gipsabdrücken von Vulven, wie hier in der Fotografie »No Shame« abgebildet. 2019 leben wir immer noch in einer Gesellschaft, in der auf Social-Media-Kanälen weibliche Brustwarzen zensiert werden. Teile des weiblichen Geschlechtsorgans werden mit dem deutschen Unwort Scham beschrieben, gleichzeitig gehört Slut- und Fatshaming zum misogynen Verhaltenskodex einer patriarchal-getrimmten Gesellschaft. Der graue Gips, mit dem Gloria Dimmels Vulva-Abdrücke hergestellt werden, konterkariert diese Dogmen, mit denen der weibliche Körper in heteronormativen Kontexten konfrontiert ist.
Inspiration für die 3D-Vulva-Repliken war Jamie McCartneys Installation »The Great Wall Of Vagina« auf der Triennale in Mailand 2013. Unter dem Motto »Changing The Female Body Image Through Art« hat der britische Künstler insgesamt 400 Vulven in Form von Gipsabdrücken fürs Museum verewigt. Gloria Dimmels Konzept ist ähnlich: In ihrer Wohnung in Wien gibt es jeden Monat Vulva-Sessions, bei denen Teilnehmerinnen ihre Intimzone in Safe-Space-Atmosphäre abbilden lassen können. Austausch, Solidarität und Endstigmatisierung stehen dabei fett unterstrichen auf Dimmels Agenda. Die einzig legitimen Mauern sind Mauern voller Vulven. Gips them by the pussy.
Die Gruppenausstellung »Regarding Revolt« eröffnet – feierlich mit Vernissage – am 1. März das Rrriot Festival 2019. Die Kuratorin Eva Zar wird selbst anwesend sein und durch die Ausstellung führen. Die Schau ist bis 8. März bei freiem Eintritt im Rrriot HQ im ehemaligen Sophienspital im 7. Wiener Gemeindebezirk zu sehen.