Star Trek 11

Lost in Time

Bei der Überraschungs-Weltpremiere des neuen „Star Trek“-Films in Texas hätte ich vermutlich nicht einmal Stargast Leonard Nimoy erkannt. Höchst erfreut über gutes Science-Fiction-Kino, dessen einziges Manko es ist, manchmal ein bisschen zu lustig zu sein, hätte ich den Saal trotzdem verlassen.

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Für mich ist „Star Trek“ ein bisschen Jean-Luc Picard, vor allem aber Klingonen, Borg und Q. Erinnert sich noch jemand an den allmächtigen Q, den interessantesten Charakter des ganzen Universums? Kurz, die (manchmal auch ehemaligen) Opponenten der Föderation und wie auf sie reagiert wird – diesen ganzen interplanetarischen Schmelztiegel halte ich für das Spannendste an der Serie. Leider ist das bei der Fortsetzung der Franchise, die im Raumzeitkontinuum vor der ersten Fernseh-Enterprise verankert ist, nicht so. Regisseur J.J. Abrams stellt nämlich etwas in den Mittelpunkt, was er in der Fernsehserie „Lost“ lange geübt und in der aktuell in den USA laufenden Staffel zur Perfektion getrieben hat: Er spielt mit der Zeit. Das ist nicht abwegig, schließlich sind parallele Universen und die Frage, was passiert, wenn man in die Vergangenheit reist und den eigenen Vater ermordet, neben dem ersten Kontakt mit fremden Lebensformen schon immer das zweite Standbein von Science Fiction. So auch im neuen „Star Trek“. Der romulanische Minenarbeiter Nero springt durch ein Wurmloch mehrere Jahre zurück, um sich an dem jungen Spock zu rächen und macht es durch seine Aktionen eigentlich erst möglich, dass die Crew der Enterprise ihren Auftrag und die späteren Abenteuer in der bekannten Konstellation meistern kann. Um den Film auch für ein Publikum abseits von Nerds interessant zu machen, tritt eine Riege junger Schauspieler an, die im Vorfeld als „Beverly Hills 90210 im Weltall“ bezeichnet wurde. Zu Unrecht, denn das, was dem Film streckenweise wirklich schadet, sind nicht die durchwegs guten Darsteller, sondern es ist die Kluft zwischen großartigem Science-Fiction-Kino mit Phaser-Duellen auf unterschiedlichen Ebenen, Planeten-Implosionen und Weltraumgefechten auf der einen und postmodernem, selbstironischem 00er-Jahre-Kino auf der anderen Seite. Statt einem ehrgeizigen Kadetten und Kapitänsanwärter bleibt hier Kirk als derjenige in Erinnerung, der sich unter dem Bett einer grünen Weltraumschönheit versteckt, um auf die nackten Beine von Lieutenant Uhura starren zu können. Damit erntet er diesmal allerdings auch die meisten Lacher.

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