Die Notwendigkeit formeller Experimente in der Kunst ist nicht von der Hand zu weisen. Allerdings ist es ein seltenes Vorkommen, wenn ein solcher Vorstoß genau an der Grenze zwischen Altbewährtem und Avantgarde stattfindet. Und dabei erfolgreich ist.
Ray Fawkes benutzt 18 Panels, auf zwei Seiten zu je dreimal drei Panels aufgeteilt – ein klassischer Seitenaufbau. In jedes Panel setzt er einen Protagonisten, jeder in einer anderen Epoche lebend. Er verfolgt diese 18 Leben von der Sekunde ihrer Entstehung – so wachsen 18 Menschen parallel mit jedem Mal umblättern auf. Immer im Gleichklang, aber durch die Zeit ihrer Geburt getrennt, nicht jedoch durch den Raum auf den Seiten des Comics, wo die Leser allem zugleich folgen. Und man könnte jedem einzelnen Panel folgen, denn die Protagonisten befinden sich auf jeder Seite an der gleichen Stelle, von Geburt bis Tod, chronologisch von einem zum nächsten springend. Oder man erfasst sie alle zugleich, schreitet mit allen 18 im unhörbaren Takt der Seiten voran, in verschiedenen Zeiten zugleich. Bis die Panels ineinander kollabieren und zu einem Ende führen. Ein gelungener Versuch, die Bandbreite des Comic Books (wenn auch nur ein wenig) zu erweitern.