Die beiden führen etwas im Schilde: Otilia und Gabita, Stundentinnen in einer rumänische Kleinstadt, packen Koffer, borgen eine größere Geldsumme, nehmen ein Hotelzimmer. Im Rumänien von 1987 sind auch Abtreibungen nur am Schwarzmarkt zu haben. Die zupackende Otilia unternimmt alles, um Gabitas überfälligen Schwangerschaftsabbruch in die Wege zu leiten. Entlang ihren Wegen (Zimmer mieten, Engelmacher […]
Die beiden führen etwas im Schilde: Otilia und Gabita, Stundentinnen in einer rumänische Kleinstadt, packen Koffer, borgen eine größere Geldsumme, nehmen ein Hotelzimmer. Im Rumänien von 1987 sind auch Abtreibungen nur am Schwarzmarkt zu haben. Die zupackende Otilia unternimmt alles, um Gabitas überfälligen Schwangerschaftsabbruch in die Wege zu leiten. Entlang ihren Wegen (Zimmer mieten, Engelmacher treffen) entfaltet sich das erste Drittel des Films als Kette von Thriller-Vignetten, in denen der spätkommunistische Alltag als eine Welt zähen Feilschens und gegenseitiger Überwachung erscheint. Danach wird es nur noch schlimmer. Allein im Hotelzimmer mit dem Engelmacher zieht sich der Film zum drängenden Kammerspiel zusammen: Aus struktureller Gewalt wird handfeste Erpressung. Dass Mungiu und Otilia-Darstellerin Anamaria Marinca trotzdem ohne Ausflüchte in Richtung Miserabilismus und Opfer-Mentalität auskommen, ist vielleicht die bemerkenswerteste Leistung dieses disziplinierten Dramas. Mungiu bringt zentrale Merkmale des jungen rumänischen Kinos – seine Affinität zur Echtzeit, zu hintersinnig orchestrierten Gruppenunterhaltungen und zur Rückkopplung sozialkritischer Themen an existentielle Resonanzräume – auf einen atemlosen, überaus arthouse-tauglichen Nenner, ohne sie zu Markenzeichen zu reduzieren.