Ab wann ist man ein Opfer und wie viel Mut braucht man, um es sich einzugestehen und schlussendlich darüber hinwegzukommen?
Diesen Mut findet Philippe Girard in alten Büchern und alten Kunstwerken. »Killing Velazquez«, als autobiografische Darstellung, könnte für andere dieses Buch und Kunstwerk sein. Girard berichtet in dicken Linien, einfachen Formen und kraftvollem Schwarz von seiner Jugend, in der er Opfer sexuellen Missbrauchs war. In einer turbulenten Phase seines Lebens wird Philippe vom Charisma eines unkonventionellen Priesters überrannt. Verwirrt und verängstigt sucht er nach Stütze und findet sie in zwei unerwarteten Partnern: in Groschenheften und in den Bildern von Picasso und Velázquez. »Killing Velazquez« wird von einer emotionalen Dringlichkeit beherrscht, einer breitbeinigen Stellungnahme, die Konfrontation auf persönlicher Ebene fordert. Was Philippe Girard in seiner Jugend an Kraft durch Bücher gewinnen konnte, versucht er in Form dieses Comics weiterzugeben. Ob dies gelungen ist, können nur Betroffene beurteilen, unzweifelhaft ist aber die essentielle Qualität von Girards Arbeit.