Tron: Legacy

Mit dem Dude in der Lounge
Es ist Jeff Bridges gegenüber nicht fair, ihn auf seine Rolle in „The Big Lebowski“ zu reduzieren. Rund zwölf Jahre nach dieser Legendenbildung ist es ihm gegenüber auch nicht fair, eine Abwandlung dieser Filmfigur in die steril-futuristische Kulisse von „Tron: Legacy“ zu packen, aber es ist wenigstens unterhaltsam.

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Regisseur Joseph Kosinski holt für sein Spektakel »Tron: Legacy« also den Lebowski’schen Dude aus der Mottenkiste und karikiert ihn als ergrauten Guru. Als Programmierer Kevin Flynn aus dem Kultfilm »Tron« (1982) ist er in der Fortsetzungsgeschichte ein meditierender Gefangener im selbst geschaffenen Computer-Utopia. Ein böser Doppelgänger hat indes die Macht übernommen und pflegt faschistoiden Imperialismus, Gladiatorenkämpfe inklusive. Eines Tages wird der als möglichst draufgängerisch charakterisierte Hacker-Sohnemann (Garrett Hedlund) vom verschollenen Vater kontaktiert und findet sich kurze Zeit später als Gladiator in der besagten Parallelwelt wieder. Verhältnismäßig beeindruckend wurde diese sehr düster und kühl visualisiert, bietet für Protagonist und Publikum – neben Verfolgungsjagden und Laser-Action – aber vor allem futuristisches Dekor. Dazu müssen auch die wenigen Frauen im Film gerechnet werden, deren minimalistischem Charakterdesign kaum mehr zugesprochen wurde als geometrisch, funktional und sehr sexualisiert zu sein. Am außergewöhnlichsten und unterhaltsamsten wurde hier allerdings der allwissende Hippievater in Szene gesetzt, dessen Exilwohnung eine Art hypermoderner Bungalow in simpelstem Lounge-Schick geworden ist. Er selbst wird als cooler alter Dude-Gott vorgeführt, der Drinks und Drogen gegen Meditation und Schöpfermythos getauscht hat. Geblieben sind der lockere Haarwuchs, die lockere Kleidung und die lockeren Sprüche. Annähernd skurrile Momente hat sich Kosinski leider nur selten gegönnt, wie etwa in einer Szene, wo Dude, Sohn und Gespielin (Olivia Wilde) gemeinsam ein hier außerirdisch wirkendes Spanferkel zu Abend essen. Oder überhaupt die Figur von Michael Sheen („Frost/Nixon“), der einen sexuell geladenen David-Bowie-Gangster-Dandy und damit die interessanteste Rolle spielen darf. Die inhaltlichen Stärken von »Tron: Legacy« liegen in vereinzelten Augenblicken auf Nebenschauplätzen und überwiegend bei Bridges und Sheen. Die Optik ist gigantomanisch reizvoll, die Science Fiction insgesamt aber selten begeisternd.

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