Kunst hat einige berühmte Speerspitzen, aber viele geheime Helden.
Namen, die von einem Künstler an den anderen weitergegeben werden; Werke, die sich schwer erschließen lassen, dann aber ein wahres Füllhorn an Inspiration bieten. Ein solcher Name ist David Boswell. Und sein berüchtigtes Werk heißt »Reid Fleming, World’s Toughest Milkman«. Der gewalttätige, verbitterte, aufrührerische, hoffnungslose Reid Fleming bricht und tritt durch Kurzschlüsse seines Lebens. 1978 brachte Boswell diesen wahren Antihelden zum ersten Mal auf Papier. Der populäre Erfolg blieb aus, scheiterte aber nicht an Geheimniskrämerei oder Elitarismus. Vielleicht lag es daran, dass der schwarze Humor Boswells so tief gräbt, dass er erst wenig auffällt. Auf dem Cover der IDW Publishing-Sammlung an Fleming’schen Missetaten deutet der Milchmann mit dem Finger durch die vierte Wand auf uns. Weniger als Drohung, sondern mehr als Hinweis: »Hey, Du bist gemeint! Wenn Du mich nicht verstehst, dann verstehst Du dich selbst nicht. Du Arsch.« Mag sein, dass »Reid Fleming« etwas für Kenner ist, aber andererseits mag doch jeder einen rauchenden und saufenden Rebellen, oder nicht?