Abendland

Erstens ist es ein kniffeliges Unterfangen, eine Position zu finden, die gewährleistet, dass die rechte Hand nicht einschläft und der Buchrücken des Köhlmeier´schen Ziegels nicht in den Ballen der Linken sticht. 800 Seiten hat das opulente Riesending, das nach dem schmächtigen Europa, dem holden Abendland benannt ist. Zweitens – man hat es wahrscheinlich schon gehört […]

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Erstens ist es ein kniffeliges Unterfangen, eine Position zu finden, die gewährleistet, dass die rechte Hand nicht einschläft und der Buchrücken des Köhlmeier´schen Ziegels nicht in den Ballen der Linken sticht. 800 Seiten hat das opulente Riesending, das nach dem schmächtigen Europa, dem holden Abendland benannt ist. Zweitens – man hat es wahrscheinlich schon gehört – handelt das Abendland von einem hundertjährigen Mathematikprofessor. Drittens: Argwohn. Man weiß, dass mit dem Ziegel das angeblich beste, schönste, interessanteste, spannendste Werk des Jahres vor einem läge. Aber: man sollte nicht in die Hose machen und es trotzdem lesen. Erstens, gewöhnt man sich relativ rasch an das Gewicht, lesen macht in diesem Falle nicht nur schlau sondern auch stark. Musste man die Blechtrommel in der Schule lesen, sind Vorteile im Muskelaufbau nicht zu leugnen. Zweitens: Der Mathematikprofessor ist erst fünfundneunzig und hat ein bewegtes Leben hinter sich, das keinesfalls nur aus Mathematikprofessoren oder der Liebe zur Logik besteht. Drittens: nach 50 Seiten pickt man an Köhlmeiers Schilderung fest wie Kleber. Schöne Sprache; schöne, schreckliche Geschichten.

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