Ruhm

Verlockend wäre es, das Daniel-Kehlmann-Denkmal vom Sockel zu hauen, Mord am Autor des V-Buches, Mord am Lieblingsschwiegersohn von insgesamt 40 Sprachen sprechenden Schwiegermüttern, jedoch: Nichts da.

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Kehlmann ist nicht blöd und schlägt einen Haken bestehend aus neun Kurzgeschichten, in welchen die Welt schon abgemessen ist, verstehen tut sie trotzdem keiner, obwohl eine alte Frau, eine Autorin, ein Autor, ein Schauspieler (u.v.m.) im Internet nachsehen könnten, wie das Leben geht. Die Gestalten stehen fürs Erste in jeder der Geschichten alleine für sich herum, doch die Welt ist klein und die Globalisierung überall, ihre Leben sind verknüpft, ziehen Kreise über die eigenen 30 Seiten hinaus, wie man das schon aus dem im Film bekannten Jemand-schießt-der-Touristin-in-die-Schulter-und-noch-am-anderen-Ende-der-Welt-tut-es-weh-Genre kennt. Es ist eine Flechtgeschichte á la Leo Perutz („Nachts unter der steinernen Brücke“), sie ist bezaubernd und Unbehagen einflößend, sie ist lustig, mit Schwiegermutter-Shocking angereichert (Zeile 19: „Du blöde Sau!“) und sogar ein bisschen sexy. Wäre da noch der Titel. Ruhm und Kehlmann und Kehlmann und Ruhm, memoriert man, und fragt sich, wie unsterblich man denn mit 34 schon sein kann, wenn man noch lebt und keine Drogen nimmt.

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