Add & Subtract

Man darf ja immer skeptisch sein bei neuen UK-Indie-Bands. Bei Scams aus Leeds weicht diese oft berechtigte Skepsis jedoch tatsächlich Wohlgefallen. Juhu!

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Scams bedeutet übersetzt Gaunereien. In ihren schwarzen Skinny-Jeans, feschen Hemden und coolen Jeansjacken wirken die vier Nordengländer jedoch eher wie typische britische Indie-Boys. Dies führt heutzutage leider auch automatisch dazu, dass man davon ausgeht, dass sie auch so klingen, wie typische britische Indie-Boys. Überraschenderweise tun sie das aber nicht. Ganz im Gegenteil hat das Quartett aus Leeds ein wirklich souveränes zweites Album aufgenommen.

„Be a man, be a man, I can’t be a gentleman“ singt Sänger Andy Morgan etwas gequält auf dem ersten Track “Be A Gentleman” und klingt dabei ein wenig nach Kings Of Leon-Frontmann Caleb Followill. Dass Scams damit gleich das nächste Briten-Klischee aus dem Weg räumen, erscheint irgendwie passend, denn laut eigenen Angaben folgen sie bewusst nicht der Pseudo-Coolness von beispielsweise in London angesiedelten Bands. Vermutlich mag genau diese bewusste Abgrenzung dazu geführt haben, dass das vor eineinhalb Jahren erschienene Debütalbum „Rewrite Fiction“ fast komplett im Genresumpf untergangen ist – Berufsrisiko wahrscheinlich.

Das neue Album, welches übrigens in den Clouds Hill Recording Studios in Hamburg (1000 Robota, Krakow Loves Adana) aufgenommen und in Los Angeles mit Matt Wingall (Cold War Kids) gemischt wurde, überzeugt jedenfalls mit starken Vocals, gekonnten Gitarrenakkorden sowie Keyboards und druckvollen Drums. Die Songs selbst sind komplexer gestrickt, als bei so mancher vergleichbaren Band, erinnern in einigen Segmenten an die großartigen Arctic Monkeys („Colouring“, „Lucky Day“) und nutzen sich nicht gleich nach paarmaligem Hören ab. Das anfangs erwähnte Kings Of Leon-Déjà-Vu kehrt auch gegen Mitte des Albums bei der starken Ballade „It’s War“ wieder und macht sich auch hier ausgesprochen fein. Soweit so gut.

Natürlich hat das Album auch die ein oder andere kleine Schwäche. So geht beispielsweise „Jessica’s Drawn That Way“ nicht ganz so rund über die Bühne und auch „Sound And Vision“ kommt ein bisschen farblos daher.

Trotzdem – eines der souveränsten Alben, das eine junge britische Band aus dem Indierock-Genre in letzter Zeit auf den Markt gebracht hat. Mehr von diesen positiven Überraschungen, bitte.

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