Adventures in Your Own Backyard

Lebensbejahende Melancholie und andere Paradoxa liebkosen mit anmutiger Charakterstimme und einer Synthese aus klassischen Instrumenten.

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Alles im Universum der Musik ist der Veränderung unterworfen. Sei es nun der Trend von der rein elektronisch produzierten Platte hin zum handgemachten Gitarrengeschrammel oder der von der Abkehr von den großen Aufnahmestudios hin zu den persönlichen vier Wänden. Letzteren haben schließlich auch Patrick Watson und seine Mannen wahrgenommen und haben sich für ihren neuesten Sprössling „Adventures In Your Own Backyard“ in die komfortable Atmosphäre von Watsons Heimstudio im kanadischen Montreal begeben.

Diejenigen wenigen, die Patrick Watson mit seinem 2006 erschienenen dritten Album „Close To Paradise“ noch nicht in seinen schwermütigen und träumerischen Bann gezogen hatte, wurden vermutlich spätestens bei der Kollaboration mit Cinematic Orchestra und der Hymne „To Build A Home“ auf den unvergleichlich zarten Gesang des ausgebildeten Pianisten aufmerksam. Und wenn nicht, dann ist es jetzt zweifellos höchste Eisenbahn, sich ans Fensterbrett zu setzen, gedankenverloren in die Ferne zu starren und dabei aufmerksam den malerischen Interpretationen Patrick Watsons zu lauschen.

Bereits der Opener „Lighthouse“ verleitet zum unbewussten, ja fast automatischen Hochziehen der Mundwinkel und zum Kopfnicken. Das Genie, mit welchem die vierköpfige Formation die ausdrucksvolle Komposition der Instrumente und der Vocals mit einer vollständigen Palette aus Emotionen von fröhlich bis trübsinnig vermengt, erscheint beinahe überirdisch und zieht sich mit Elementen aus Folk, Jazz und Klassik durch beinahe jeden der zwölf Songs. Kleine Schwächen, wie das Musical-artige „The Quiet Crowd“, welches die hauchdünne Grenze der Theatralik zum Ende hin doch etwas überschreitet, verzeiht man hier gerne – vor allem deshalb, weil das folgende, von Bassist Mishka Stein kreierte „Into Giants“ wieder die volle melancholische Breitseite liefert. Nach herausragenden Perlen, mitunter zwei Instrumentalstücken, steigert sich das finale „Swimming Pools“ langsam aber sicher zu einer dramatischen, Bläser-begleiteten Coda, welche wirklich nichts, außer einem erleichterten Seufzen und einer resoluten Suche nach dem Replay-Button zurücklassen kann.

War die Band um Lead-Sänger Patrick Watson 2006 noch „Close To Paradise“, dürfte sie es nun 2012 mit „Adventures In Your Own Backyard“ verdienterweise gefunden haben.

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