Ai Weiwei: Never Sorry

Für ihren Film »Ai Weiwei: Never Sorry« ließ eben jener die Regisseurin Alison Klayman erstaunlich nahe an sich heran. Entstanden ist dabei eine clever aufbereitete Doku über den chinesischen Ausnahmekünstler.

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Ai Weiwei tut es nicht leid, was er getan hat. Im Gegensatz zu der Regierung, die er anprangert, versteckt er sich nicht hinter geheuchelten Pardons, sondern bekennt sich zu seiner Radikalität. Der Künstler erschloss 2005 den Cyberspace und machte damit sein Lebenswerk endgültig zu einer Sozialen Plastik im Beuys’schen Sinn. Mittlerweile ist er gleichsam zu einem Markenzeichen für liberales Denken und Individualismus geworden.

Mit seinem Blog übte Weiwei Kritik am eigenen Land – von innen. Etwas, das in China durchaus nicht ungestraft bleibt. Weiwei aber wird dem System immer die Stirn bieten, auch buchstäblich. 2009 erlitt er durch einen polizeilichen Übergriff eine Hirnblutung und postete aus dem Spital täglich Foto-Updates voller genuinem Galgenhumor. Im selben Jahr wurde auch sein Blog endgültig geschlossen. Weiweis Ausweichmanöver auf die Mikroblogging-Plattform Twitter erwies sich jedoch als vorteilhaft. Ein Blick genügt: über 146.000 Followers können nicht irren.

Ai Weiwei lässt die Welt an seinem Leben teilhaben und macht Politik der ersten Person. Eines seiner deklarierten Hauptziele ist eine höhere Transparenz innerhalb chinesischer Regierungsstrukturen. Seine uneingeschränkte Hingabe spiegelt sich auch in der Arbeit von Regisseurin Alison Klayman wider. Ihre Vita ist die eines Universaltalents und als der Aktivist im Jahr 2011 – mitten unter den Dreharbeiten – plötzlich »verschwand«, blieb sie in New York wochenlang bis in die Nacht hinein auf, um zum Sonnenaufgang in Beijing wach zu sein und jede Entwicklung zu verfolgen.

Ihr überaus stimmiger Film bietet die Möglichkeit, abseits der Schlagzeilen in Weiweis kontroverse Welt einzudringen und den Künstler aus nächster Nähe kennenzulernen. Dabei ist er Dokumentation und Charakterstudie zugleich, sowie eine Ode an die Kunst und, nicht zuletzt, die Freiheit. Eindringlich und treffend zeigt er die Bemühungen Weiweis der letzten Jahre sowie dessen unaufhaltsames Weitermachen, trotz etlicher Rückschläge. Sein Motto währt auch nach dem Abspann: »Don’t retreat, re-tweet!«

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