Angels Of Darkness, Demons Of Light 1

Tiefgang bis zum Erdmittelpunkt
Dylan Carlson gilt als Urvater des Drone. Mit Earth ergründet er seit 20 Jahren die Kraft der Gravitation. Und die ist facettenreicher als gemeinhin angenommen.

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Begonnen hat alles im Seattle der frühen 90er Jahre. Da entschlackte der Gitarrist Dylan Carlson den Doom-Metal radikal und reduzierte ihn auf minimalistische, repetitive Strukturen, denen Gitarre und Bass – und natürlich Sunn Amps – als Ausdrucksmittel genügten. Der pure Drone war das Ziel. Im Laufe der Jahre entwickelte Carlson seinen zerdehnten, bleischweren Sound weiter, ohne das Zentrum aus den Augen zu verlieren. In dem Fall ist mit Zentrum tatsächlich der soundmäßige Erdmittelpunkt gemeint. Den Weg dorthin hat Carlson in den vergangenen Jahren aber deutlich abwechslungsreicher gestaltet. Er arbeitet mittlerweile in einem Bandkontext und hat Elemente aus Jazz, Country und Folk in seine Klangforschungen mit aufgenommen. Dabei entstanden zwei Meisterwerke: »Hex; Or Printing in the Infernal Method«, der Spaghetti-Western in Slow Motion aus dem Jahr 2005 und das vergleichsweise melodiöse »The Bees Made Honey In The Lions’s Skull« aus 2008. Das aktuelle Album übertrifft beide. Earth klingen mehr denn je wie eine Band. Carlsons Riffs stehen im Dialog mit Cello, Drums und Bass. Unter der Leitung von Stuart Hallerman, der unter anderem mit Soundgarden, Mudhoney und Built To Spill gearbeitet hat, haben Earth in den Avast Studios hörbar viel Wert auf improvisatorische Interaktion gelegt. Die Tracks klingen daher zwar melodisch, bieten aber kaum Hooks. Man besinnt sich hier wieder stärker auf die experimentellen Wurzeln. Titel wie etwa »Old Black« oder »Hells Winter« wollen nach wie vor Düsternis verströmen. Durch die Musik weht allerdings ab und zu ein frischer Wind und manchmal blitzt sogar ein wenig Hoffnung auf. Für heuer ist auch noch Teil 2 von »Angels Of Darkness, Demons Of Light« angekündigt. Davor gehen Earth auf Tour. Am 1. Mai sind sie auch in der Wiener Arena zu Gast.

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