Forged In Fire
Ex-Roadie Sacha Gervasi hat seinen alten Heavy-Metal-Heroen Anvil ein witziges Doku-Denkmal errichtet – und ihnen damit nach 25 Jahren Flaute ein wenig umwegrentable Popularität beschert.
Nach „The Wrestler“ ist vor „The A-Team“: Im Zuge des umfassenden 80er-Jahre-Recyclings müssen jetzt auch die letzten Krümel popkulturellen Spezialwissens aus der Keksdose. Mit seiner Mischung aus Außenseiter-Romantik und Subkultur-Musealisierung stellt das bestechend betitelte Muckerporträt „Anvil! The Story of Anvil“ das dokumentarische Pendant zu Mickey Rourkes Kampfsport-Comeback-Film dar. Da wie dort lebt ein gefälliges Story-Gefüge von der glaubwürdig eigenwilligen Präsenz und Habitus-Form der Titelfiguren.
Sacha Gervasi, Drehbuchautor von Steven Spielbergs „The Terminal“, arbeitet sich in seinem Regiedebüt auch an der eigenen Vergangenheit ab: Die kanadischen Schwermetaller Anvil hat er in seiner Jugend als Roadie auf einer Tour begleitet. Zu Filmbeginn streuen Lars Ulrich (Metallica) und Slash (Guns N’ Roses) der über 30 Jahre alten Band Rosen und beschwören eine vergangene Größe, die sich im Film vor allem auf ein Datum zusammenzieht: 1984 standen Anvil als Headliner neben Bon Jovi und den Scorpions in einem vollen Stadion in Tokio. Zwei Dekaden später fährt Lead-Gitarrist Steve „Lips“ Kudlow hauptberuflich in der Vorstadt Kantinenessen aus und freut sich im Interview, dass es mit der Rockkarriere eh nicht schlimmer werden kann. Frühe Standardwerke wie „Metal On Metal“ oder „Forged In Fire“ sind inzwischen unter einer Serie erfolgloser Veröffentlichungen begraben. Die paar Fans, die bei Pub-Konzerten noch mitsingen, gehören längst zur erweiterten Bandfamilie.
Mit einer suboptimal organisierten Europatour starten Anvil noch einen Anlauf in Richtung Prominenz, der sich über den Film hinweg zur Kette ziemlich komischer Enttäuschungen auswächst. So effizient entfalten sich dabei Drama und Farce der Band in dieser gnadenlos auf Effekt geschnittenen, mit Stimmungsverstärker-Musik versiegelten Erzählmaschine, dass der Verdacht fiktionaler Eingriffe nahe liegt. Robb Reiner, Drummer und zweites Kernmitglied von Anvil, trennt ja auch nur ein „b“ im Namen vom Regisseur der legendären Rock-Mockumentary „This Is Spinal Tap“ (1984), und kokett erweist diese echte Band-Doku Rob Reiners berühmtem Fake sogar die eine oder andere Referenz.
Das emotionale Rückgrat des Films macht indes die enge Freundschaft der beiden Protagonisten aus, die tatsächlich /forged in fire/ scheint: Die beiden musizieren miteinander, seit sie 14 sind. Wie sich die 50-jährigen Rockerbuben noch die höflich formulierte Abfuhr eines EMI-Talentsuchers zum Triumph auslegen, ist ein mehr berührender als komischer Moment. Über den Umweg dieses Films hat das Comeback dann doch geklappt: 2009 spielten Anvil unter anderem Vorprogramme bei Metallica- und Saxon-Großkonzerten.