In einer kleinen Stadt irgendwo in der Mitte der USA treffen drei Kinder aufeinander. Alle drei hegen insgeheim Fantasien, die ihr Leben formen und bestimmen. Nichts Ungewöhnliches: Tagtraumheldentum, Rächerhirngespinste, Aufdeckerwünsche.
Doch sie führen zu Konflikten: in ihren Familien, bei ihren Freunden und vor allem mit ihrer Identität. Später im Leben werden sie den gleichen Konflikten wieder begegnen. Nate Powells Stil weht durch die Seiten von »Any Empire«, schafft ein Flickwerk aus Realistischem und Cartoonhaftem, sammelt sich an manchen Stellen zu dichten Momenten, zerfließt an anderen in zarte Linien des Moments. Vergangenheit und Gegenwart überkreuzen sich, ohne auch nur einmal zu stolpern. Nate Powell hat sich mit »Swallow Me Whole« die Latte sensationell hoch gelegt, meistert sie aber mit »Any Empire« mit Leichtigkeit. Mit bestechend scharfer Einsicht zieht Powell Fäden um die weiten Ausläufer von Krieg und Gewalt, den Wurzeln und den Folgen. Geisterhaft schwirrt hier ein nüchterner Atem durch die Blätter und scheint sagen zu wollen, dass die Kriege, die uns später so wichtig und unvermeidlich erscheinen, genau die gleichen sind, die unsere Kinder führen und die wir als lächerlich und unreif abtun. Wiederholt muss man festhalten, dass Nate Powells Kunstfertigkeit in Wort und Bild auch bei »Any Empire« schlichtweg atemberaubend ist.