Dieser so genannte „Infantilroman“ sei einerseits ein episches Novum, und soll andererseits nicht unbedingt Vergnügen bereiten, suche er die Sprache doch dort auf, wo sie normalerweise in der schönen Literatur nichts verloren habe. Das ist eine gleichermaßen mutige, wie natürlich auch neugierig machende Klappentextankündigung.
Heißt der Autor, der sich hier auf die Suche nach sprachlicher Scheußlichkeit macht, Eckhard Henscheid, so kann man ihm getrost folgen in die Niederungen der Sprachabgründe. Da hat sich einer die Mühe gemacht, den Sprachgarten um zu stechen und auf dem Zutagetretenden eine Geschichte zu pflanzen, die von Heidi Glanzcoup aus Leimen, Ron, Laden Bin, Pia Fuck und anderen handelt und in einem Papstbesuch gipfelt. Die Saat ist so gut wie ihr Boden, Gärtner Henscheid gibt uns den Rest. Tautologien und Überdeterminierungen werden zum stilistischen Prinzip erhoben. „Gott sei’s getrommelt und gepfiffen, aber hallo, leck mich fett!“ Sprachblüten die in den Augen und Ohren weh tun und stinken, aber prächtig gedeihen. Kultiviertes Wortunkraut das sich gütlich tun darf.
Der Inhalt tut hier kaum etwas zur Sache: Tennis, Partys, Poltern, Hochzeit, Kinder, Eltern.
„Nach der Tophochzeit nun auch noch die Blitzgeburt.“ Ein Familien- und Gesellschaftsroman? Nein, ein Sprachstück. Ein Sprachzustandsgradmesser. Ein historisches Dokument für die Nachwelt. Stammel-Status-Quo der Nullerjahre. Im Idealfall liest sich das so:
„Auweia? Ach, Kinkerlitzchen. Schnell beruhigt sich ja auch da schon alles wieder, und bald ertönt dann auch bereits der Startschuß zu einem Tänzchen. Heidi und ihrem ‚Ronny‘ ging es weiter super, ja Bombe, beide hielten auch im Fortgang ganz cool die Ohren steif – und ehe es dann endlich kurz nach Tagesausklang husch-husch-in-die-Falle ging und alles Sense und endlich wieder Ruhe im Kuhstall war, da legte der Bräutigam und jetzige Ehemann seiner Süßen nochmals sein Herz zu Füßen, um ihr, spitz wie Nachbars Lumpi, bei der Gelegenheit auch Knall auf Fall zu versichern, daß er sie auch morgen wieder, Hand aufs Herz, auf Händen tragen werde bis zum Anschlag und zum Gehtnichtmehr, mein Schatz!“ (S. 66)
Im Nichtidealfall nervt der Text gehörig, was in diesem Fall auch nicht gegen ihn spricht. „auweia“ ist eine Unwortverdichtung, eine Floskelansammlung (ein patenter Sportsprechcrashkurs inklusive), eine Alltagssprachmüllaufbereitung bester Güte, summa summarum: ein hinterfotziges Meisterstück. „Aber dann ist die Sause endgültig aus. Punktum und schrumm. Aus und ex und hopp.“