Dieses Live-Doppelalbum führt von düster zu poppig und zurück durch alle Schaffensphasen und vertröstet die Fangemeinde gekonnt bis zum nächsten Studiowurf.
Eigentlich hätte das von Rob da Bank kuratierte Bestival im September 2011 auf der beschaulichen Isle of Wight das einzige Konzert sein sollen, bei dem The Cure in diesem Jahr zu sehen sein würden, bevor sich die Band entschloss, ihre vielgepriesene „Reflections“ Mini-Tour weiterzuführen. Mit diesem Live-Album, dessen Einnahmen ausschließlich Charity Zwecken zugeführt werden, setzt die Band eine lieb gewordenen Tradition fort, denn alle paar Jahre fängt man live den aktuellen Sound der Band ein, die sich im stetigen personellen und künstlerischen Wandel befindet. Die Spanne der 32 Songs umfasst auch diesmal wieder Highlights aus allen Schaffensperioden, die von „Three Imaginary Boys“ (1979) bis zum letzten Studioalbum „4:13 Dream“ (2008) reicht. Dass mache der Songs eine zweite Gitarre, die nach dem Fortgang von Porl Thompson schmerzlich vermisst wird, gebrauchen könnten, ist „ohrenscheinend“. So hat der zurückgekehrte Keyboadperfektionist Roger O’Donnell die undankbare Aufgabe, teilweise die melodischen Gitarrenparts zu übernehmen, was bei den poppigeren Songs gut gelingt, bei den mehr rockigen zwangsläufig jedoch ein wenig verhalten klingt.
Sonst aber ist die Band auf dem Punkt. Robert Smiths Stimme und Frisur sitzen trotz heftigem Wind, Simon Gallups Bass – vor allem bei Klassikern wie „A Forest“ deutlich fühlbar – ist einzigartig, und Coopers Schlagwerkkunst zählt zum Besten, was es zur Zeit auf diesem Sektor aufzuwarten gibt. Auf diesem Karriere umspannenden Doppelalbum zeigen sich The Cure nicht nur von ihrer allseits so beliebten dunklen Seite, sondern packen auch alle ihre massenkompatiblen Hits wie „The Caterpillar“, „Just like heaven“, „Lullaby“ und „Friday I’m in Love“ mit dazu.