Better Than Heavy

The Revolution Will Be Televised
Würde ein Protestsong-Contest, wie hierzulande vom Popkultur-Radio inszeniert, im Vereinigten Königreich stattfinden, Mongrel würden geradewegs und ungefragt auf den Gipfel des Siegertreppchens springen. So viel Punk muss sein, schließlich geht es ja gegen das System.

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Wenn irgendwo in Superlativen von musikalischen Ereignissen die Rede ist – etwa im Vorfeld dieser Bandgründung – erscheint es ratsam, innere Ruhe zu bewahren und sich währenddessen die eigene Kritikfähigkeit in Erinnerung zu rufen. In der Berichterstattung der britischen Presse, allen voran der Londoner Hype-Maschine mit den drei Großbuchstaben, sind die dargebrachten Vorschub-Huldigungen im Falle von Mongrel wenig überraschend. Vor allem, wenn man bedenkt, wer sich zur kreativen Kollaboration eingefunden hat: Ex-Arctic-Monkeys-Bassist Andy Nicholson, Noch-Arctic-Monkeys-Drummer Matt Helders, Babyshambles- Gitarrist Drew McConnell, MC Lowkey aus dem britischen Rap-Underground und Joe Moskow beziehungsweise Jon McClure von Reverend And The Makers (plus diverse Gäste). Letzterer präsentiert sich als Kopf dieses rebellisch anmutenden Kollektivs. Einerseits scheinen Begriffsprägungen à la „Supergroup“ im Kontext englischer Medienlogik also kaum zu verwundern. Andererseits scheint Verwunderung durchaus angebracht, denn der politische Inhalt von „Better Than Heavy“ ist – wenn auch nicht radikal – doch sehr kritisch.

Mal entspannt, mal angespannt, aber niemals verkrampft wirkt der Sound, aus dem diese inhaltliche Kritik entspringt. Eine abwechslungsreiche, interessant arrangierte Mixtur aus UK-HipHop, Dub und Punk Rock bildet die Basis. Protest wird gegenüber politisch Mächtigen, Medien, Konsum und Krieg artikuliert. Denn nach Ansicht von McClure habe nach 9/11 etablierte Popmusik in Großbritannien nur unzureichend politisiert und agitiert. Deshalb will er darüber hinaus auch genreübergreifend Einfluss üben. „It’s a crying shame because the British music industry seems to be increasingly ghettoised, where white people listen to guitar music and hip-hop’s ignored“, meinte er etwa in einem Interview mit der BBC. Sein kritisches, musikalisches Konzept solle nun Abhilfe schaffen und Horizonte entsprechend erweitern. Gemessen an der überzeugenden musikalischen Qualität des Polit-Projekts Mongrel sollte das gelingen. Einzig das Vorhaben einer konsequenten Kulturkritik könnte scheitern, besonders wenn man – zu Recht – vom verhassten Feind Kulturindustrie derartig umgarnt und umarmt wird. Ob die Revolution also auch in diesem Fall ihre Kinder vernaschen wird, kann natürlich schwer vorausgesagt werden. Ihr Soundtrack dazu schmeckt jedenfalls schon mal sehr lecker.

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