Volta

Björk geht jetzt also wieder raus. Nach dem stark introvertierten, schon in Gewässern der E-Musik fischenden Album "Medúlla" und selbst für Björks Verhältnisse arg mit dem Begriff Avantgarde liebäugelnden Unternehmungen sollte "Volta" nun ein Popalbum werden; ein Befreiungsschlag, so war im Vorfeld zu vernehmen. Es ist eine, ähm, interessante Platte geworden, sinnlich, atemlos und nahezu […]

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Björk geht jetzt also wieder raus. Nach dem stark introvertierten, schon in Gewässern der E-Musik fischenden Album "Medúlla" und selbst für Björks Verhältnisse arg mit dem Begriff Avantgarde liebäugelnden Unternehmungen sollte "Volta" nun ein Popalbum werden; ein Befreiungsschlag, so war im Vorfeld zu vernehmen.

Es ist eine, ähm, interessante Platte geworden, sinnlich, atemlos und nahezu großartig, Pop aber ist nur in Maßen vorzufinden. Vielmehr haben wir es mit einem rauschhaften, wohl organisierten Durcheinander zu tun, einem schwer durchdringbaren Klanguniversum. Irgendwie war man ja schon geneigt zu meinen, Björk könnte nicht mehr so recht für Aufregung sorgen.

Das Album lebt von einer angenehm disparaten Atmosphäre, das Pendel schwingt zwischen den Stimmungen. Hier das Krawall schlagende "Declare Independence", da zwei zart-bittere Duette mit Antony Hagerty von Antony and the Johnsons. Die kongolesische Truppe Konono No. 1 steuert Daumenklaviere bei, fernöstliche Saiteninstrumente werden gezupft, eine zehnköpfige isländische Blaskappelle trötet sich mal bedeutungsschwanger, mal wunderbar windschief quer durch die Platte. Dazwischen, darunter und darüber bisweilen ganz schön oldschoolig pluckernde Beats, hauptsächlich generiert vom alten Komplizen Mark Bell. Brian Chippendale von den Noise-Helden Lightning Bolt darf auch mal ran und liefert Schlagzeug-Maßarbeit.

Und dann ist da noch Timbaland. Groß war das Getöse im Blätterwald. Der Input von Everybody’s liebstem Pop- und HipHop-Produzenten erschöpft sich in leider nur durchschnittlich funky daherkommender Meterware für drei der Stücke. Was so schlimm nun auch wieder nicht ist, zumal seine Beats nur ein weiterer Bestandteil im ganz, ganz großen Puzzle sind und brav Platz machen für Björk und ihre Kunst: Ihr gelingt die Zusammenführung unterschiedlichster Quellen zu einem aufrüttelnden, eigenständigen Gesamtbild. Selten war sie überzeugender. Schlau geborgt, umgedeutet, adaptiert und etwas Neues draus gemacht.

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