Die ehemalige Brit-Pop-Suede-Ikone setzt zum neuerlichen Solo-Versuch an, er schafft bittersüße Balladen, die noch zündende Instrumentalideen vertragen könnten.
Nach wie vor darf man sich darüber wundern, warum die meisten einstigen Brit-Pop-Stars nach ihrer veritablen Bandkarriere außerhalb ihres Landes nicht den Durchbruch als erfolgreiche Solokünstler geschafft haben. Zu dieser traurigen Kategorie zählt mit Sicherheit auch der ehemalige Sänger der Glamourband Suede, die es damals – noch vor ihrer ersten Veröffentlichung – auf die Cover diversester Musikmagazine geschafft hatten. Dem ersten Hype folgte – entgegen zahlreicher Unkenrufe – aber eine weltweite erfolgreiche Laufbahn, die gegen Schluss hin jedoch wegen drohender Übersättigung versandete und mit der Auflösung der Band endete. Danach entstand noch ein Versöhnungsalbum mit dem ehemaligen kompositorischen Mastermind Bernard Butler, den man nach dem zweiten Suede Schlüsselalbum in die Wüste geschickt hatte, unter dem Namen "The Tears" (ebenfalls sehr empfehlenswert).
Und 2010 war es dann auch Zeit für ausgiebige Reunion Konzerte, die heuer mit einer unvermeidlichen Best of Compilation-Tour prolongiert wurden. Mit dem aktuellen Werk „Black Rainbows“ startet der einstmals androgyne Barde Anderson aber nun bereits seinen vierten Versuch in vier Jahren, um auch als Solokünstler gebührende Beachtung zu finden. Und wieder muss man ihm einen wunderbaren Schmelz in der Stimme und den Songs eine bittersüße Zerbrechlichkeit attestieren, die ihresgleichen suchen. Musikalisch herrscht auch diesmal altbekannte Balladenseligkeit, die aber hier und dort doch ein zündendes Instrumentalfeuerwerk vertragen könnte. Trotz allem: Mit oder ohne Suede – Brett Anderson hat Klasse.