Blauer Samt

Die Heidelberger Rap-Legende Torch hat sich zum 40ten Geburtstag sein Soloalbum neu auflegen lassen. Gratulation, es klingt immer noch groß.

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Egal ob Kool Savas, Samy Deluxe, Eko Fresh, Casper oder Kollegah – deutsche Rap-Alben stürmen derzeit reihenweise die Charts der Bundesrepublik. Die Wiederveröffentlichung von „Blauer Samt“, dem einzigen Solowerk der Heidelberger Rap-Legende Torch, fällt im Vergleich dazu kaum auf. Diese Platte bleibt dennoch ein Meilenstein für deutschsprachigen Hip-Hop der alten Zeigefingerschule und ein Reibebaum für all jene, die immer noch glauben, sich am Symbol Torch oder den Pionieren Advanced Chemistry abarbeiten zu müssen. Songs wie „Gewalt oder Sex“, „Wir waren mal Stars“ (mit dem mindestens genauso erwähnenswerten Toni L) oder „Als ich zur Schule ging“ schwören sich auf eine Subkultur und eine Kunstform ein, die seit Jahrzehnten Deutschland, Österreich und die Schweiz prägen. „Blauer Samt“ steht nah genug an seinen US-amerikanischen Vorbildern dran, um sich als eigenständiges Werk über die eigene Emanzipation und Repräsentation völlig im Klaren zu sein. Das funktioniert auch heute noch als Hip Hop mit erfülltem hohen Anspruch, egal ob auf Vinyl oder Rohling. Mit der eingeholten Erlaubnis von Torch hat Marteria sein nächstes Album übrigens „Grüner Samt“ getauft – er veröffentlicht es 2012 im Namen seines Alter Egos Marsimoto (ein deutsches Kiffer-Dub-Bass-Pendant zu Quasimoto von Madlib ). Brave Schüler wissen ihre Lehre(r) eben zu würdigen, auch wenn Afrika Bambaataa nicht mehr gelesen wird.

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