Butter

Hudson Muhawke ist die neue Speerspitze einer Riege progressiver Produzenten, die erfolgreich Vergangenes in eine polyphone Hyperrealität überführen.

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Dass der aus Glasgow kommende Produzent Ross Birchard, alias Hudson Mohawke, bei Warp Records gelandet ist, erscheint nur folgerichtig. Befinden sich auf dem, gerade 20-jähriges Jubiläum feiernden Label mittlerweile auch schon die klanglichen Elementarteilchen-Forscher, -Zertrümmerer und -Zusammenbastler Flying Lotus sowie Tim Exile. Musikalisch begibt sich der junge Schotte Hudson Mohawke in unmittelbare Nachbarschaft. Seine Tracks bestehen aus treibenden Soul-Funk-Rhythmen, klebrigen R’n’B-Anleihen, 8-Bit-Videospiel-Sounds, dicken Electro-Bässen, pfeifenden Disco-Synthies, Vocal-Samples oder den rauen Fieldrecording-Fetzen, die er mit seinem Mobiltelefon aufgenommen und eingebaut hat. Er selbst beschreibt seine Musik mit Sätzen wie „I am just trying to create sounds that aren’t familiar to the ear“, oder, „I don’t see any point in making stuff that’s already been done“.

So überrascht es nicht zu erfahren, dass Hudson Mohawke vor allem auch mit HipHop sozialisiert wurde, jener Musik, die seit jeher vorhandene Popsongs zerpflügt und die daraus gewonnenen Samples dann in neue Beats und Kontexte einfügt. Dennoch reduziert er sein künstlerisches Schaffen eben nicht darauf, vorhandene Musik „nur” in Form von Samples auseinanderzunehmen und neu zusammenzusetzen. Schließlich ist er, eigenen Angaben zufolge, auch mit Rave, Jungle, Funk, Soul oder Prog-Rock groß geworden. Der Respekt gegenüber klanglichem Ursprungsmaterial äußert sich nicht in künstlerischer Zurückhaltung oder darin, Song-Zitate besonders kenntlich zu machen. Durch seine Grundlagenforschung, sein Musikverständnis und seine Arrangements, die er aus einem melodisch sehr fließenden Gesamtzusammenhang heraus erklingen lässt, zollt er Vorbildern wie Isaac Hayes Respekt. Dessen „Hot Buttered Soul“ sei darüber hinaus auch für den Titel dieses Albums Pate gestanden. So klingt „Butter“ als ganzes Werk trotz und wegen der wild zusammen gemischten Polyphonie, dem Aufeinanderklatschen von Rhythmuspartikelchen und dem spontanen Erschaffen von Sub-Genres vor allem nach Liebe zum historisch gewachsenen Detail und einem Melodieverständnis, dem Zukünftiges glorreich eingeschrieben ist.

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