Motorama aus dem Südwesten Russlands klingen irgendwie eher nach Nordlichtern, Nadelwäldern und Skandinavien. Das ist schön. Das schreiben wir in unseren Kalender.
Mal ganz ehrlich. Wer kann jetzt und auf der Stelle und ohne googlen eine Handvoll russischer Indie-Bands aufzählen? Na? Genau. Russland ist eben nicht unbedingt ein Land, in der man eine solche Szene als erstes erwarten würde. Wobei – es muss sie selbstverständlich geben (besonders, wenn man die riesige Fläche bedenkt, die sie auf dem Globus einnimmt). Genug der Spekulationen. Motorama beweisen, dass es sie zweifellos geben muss, denn sie sind Teil davon. Ein verdammt guter Teil sogar.
Das Quintett aus Rostov-on-Don bietet mit seinem zweiten Album eine vielversprechende Mischung aus stimmigen Gitarren, wunderschön poetischen Lyrics und verträumten 80s-Wave-Einflüssen – eine optimistischere Version von Joy Division vielleicht. Oder The National mit einer gesunden Prise Twee-Pop. Womit man Motorama auch immer vergleichen möchte, ihr atmosphärischer Sound steht immer noch am besten für sich selbst.
So erschaffen die leichtfüßigen und doch ebenso tiefsinnigen Songs, wie zum Beispiel „White Light“ und „To The South“ eine kuschelig-entspannte Stimmung und passen daher ebenso zum langsam immer näher kommenden Winter, wie Orangenpunsch, Duftkerzen und Stricksocken. Die traumtänzerischen Synths („Rose In The Vase“, „Young River“) tun ihr Übriges dazu und verleihen den schönen Melodien einen melancholischen Zauber, den so ansonsten eher nordische Bands hinbekommen.
Besondere Erwähnung gebührt allerdings unbedingt der letzten Nummer auf „Calendar“ – „During The Years“ bringt alles das, was in den letzten drei Absätzen so assoziativ beschrieben wurde, noch einmal in knackigen fünf Minuten auf den Punkt. Ian Curtis, Kaminfeuer, Passion, Dreampop, Eighties, Schneeflocken und Poesie. Das ist wirklich schön. Das schreiben wir wirklich in unseren Kalender.