Die Crystal Fighters gehen jetzt zum Raven in den Keller: Traditionelle baskische Musik trifft auf Folk und dezente Elektronik. Getanzt wird wie eh und je.
Eine Platte zu produzieren, auf der so gut wie jeder Song eine potenzielle Single darstellt, gelingt nicht jedem. Der englisch-spanischen Elektro-Pop Band Crystal Fighters schon. Ihr Debütalbum "Star of Love" war so eine Platte die dank musikalischer Diversität in jedem Song zu imponieren wusste: Elf individuell voneinander existierende Songs die zwischen Gute-Laune Ukulele, Ravebeat-Clubsound, Elektropop und üppigen Rhythmen pendelten und mit dem Akzent von Leadsänger Sebastian Pringle und den choralen Inputs dann doch starken Wiedererkennungscharakter entwickelt hatte. Für manchen auch zu viel.
Die drei Briten Sebastian, Gilbert und Graham zusammen mit den beiden Sängerinnen Laure und Mimi erschienen damals ziemlich unangekündigt und plötzlich auf der internationalen Folktronic-Bühne. Respekt und Anerkennung kam von ganz unterschiedlichen Seiten: Sowohl von Seiten der Rave- und Techno-Szene als auch von Folk und Indie-Fans. Die Crystal Fighters waren der Beweis dafür geworden, dass ein Mix aus alten Traditionen und neuester Technik herzerwärmenden, tanzbare und abwechslungsreiche Musik hervorbringt.
Die neue und zweite Platte der Fünf in London lebenden Musiker heißt "Cave Rave". Noch elektronischer wird das Quintett aber nicht. Die bereits im Feber veröffentlichte erste Single "Wave" klingt mehr nach Synthpop-Hymne als Partyknaller. "You & I" erinnert mit seinen Ukulelen und Hawai-Chören wie der sonnige kleine Bruder von "Plage", Im Intro zu "Separator" tickt der Techno-Beat bis sich ein von klassischen Perkussionsinstrumente getragene Rave-Rock-Refrain entwickelt. "No Man" ist eine vom Folk und Country inspirierte Akkustik-Nummer mit flächigen Keyboard-Melodien. "Love Natural" strotzt nur so von Lebensfreude während die Ballade "These Nights" introvertiert und nachdenklich zwischen High-Fidget Beats schlummert.
Es scheint alles beim Alten geblieben zu sein, außer dass sich die neuen Crystal Fighters Songs weniger aufdrängen als die Alten und mehr nach chilligen Strandpartys als nach Großraumdisko klingen. Der Albumname "Cave Rave" ist also etwas irreführend. Elektronische Effekte sind zwar in jedem Song hörbar, werden aber mehr als Hintergrundsklangkulisse eingesetzt als dass sie der Melodie Identität geben könnten. Brenzliger Elektro wie in "I love London", "Xtatic Truth" oder "Swallow" weicht vermehrt einem eingesetzten klassischen Instrumentarium und Perkussion. Wenn sich "Star of Love" mehr in der Clublandschaft wohl gefühlt hat, zieht es "Cave Rave" raus aufs weite Land: Zu idyllischen Sonnenuntergängen, und von Sangria besoffenen Strandpartys. Und getanzt wird sowieso. Getanzt wird bei den Crystal Fighters prinzipiell immer.