Der Bildband versucht, laut Fotograf Frédéric Chaubin, ein viertes Zeitalter der Sowjetarchitektur zu definieren.
Auf 300 Seiten präsentiert er 90 Gebäude, die allesamt zwischen 1970 und 1990, der Schlussphase der Sowjetunion, errichtet wurden. Sie wirken wie Zeitzeugen eines bald endenden Systems, dokumentiert mittels meist menschenleerer, romantischer Bilder. Als »Hommage an die Maßlosigkeit« gedacht, zeigt er ein Ministerium für den Autobahnbau, das an mehrere gestapelte Brücken erinnert, ein Erholungsheim am Strand, welches von den USA während seiner Bauzeit für eine Raketenabschussrampe gehalten wurde, oder auch ein Veranstaltungszentrum, das wie eine riesige fliegende Untertasse wirkt. Die Auswahl zeigt äußerst kuriose Gebäude, die spannend, ihrer Nutzung entsprechend, aneinandergereiht sind. Die Bauten stellen Bezüge zu den vorhergehenden Strömungen der UDSSR-Architektur her: dem Konstruktivismus der 1920er Jahre, dem stalinistischen Neoklassizismus, und dem auf Produktivität und den Einsatz von Fertigteilen ausgerichteten Bauen des Wiederaufbaus. Auf geschichtliche Aspekte hätte im Buch deutlich mehr eingegangen werden können. Wer waren eigentlich die Architekten? Wie werden die Gebäude heute genutzt und wahrgenommen? Wie konnte, vor dem bekannten politischen Hintergrund, so gebaut werden? Die Stärke des Buches liegt darin, all diese unwirklich wirkenden Gebäude aus immerhin 14 Ländern in einem gelungenen Band zusammenzubringen.