Complete Works 1968-2010

Fliegende Linien
Mehr als fünf Kilogramm wiegt der umfassende Ziegel mit allen bisherigen Projekten der vielleicht einzigen österreichischen Architekturstars Coop Himmelb(l)au.

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Neben dem Gewicht wird dem Wälzer vor allem mit einem Format von 46x34cm die Lagerung in zahlreichen Regalen wohl verhindert sein. Abgesehen davon kommt es aber recht klassisch daher. Vorangestellt ist dem Bildband eine kurze Einleitung des Architekturjournalisten Michael Mönninger, danach werden auf knapp 500 Seiten sämtliche Projekte des Wiener Architekturbüros chronologisch vorgestellt.

Coop Himmelb(l)au lassen die gestalterischen Grundsätze, die bis heute verfolgt werden, bereits in ihren ersten verwirklichten Projekten gut erkennen – anhand einer schnellen, alles sagenden Skizze, die anschließend in Modelle, Pläne und zuletzt in ein gebautes Projekt übersetzen wird. Die Architektur ist geprägt von wild wirkenden Linien und Überlagerungen. Komplexe Grundrisse sowie eine ausgeprägte vertikale Entwicklung der Gebäude sorgen für spannende Innenräume und abwechslungsreiche Perspektiven. Statische Architektur wird zugunsten einer erlebbaren Dynamik verdrängt.

Bis heute ist Coop Himmelb(l)au zu einer internationalen Marke mit zahlreichen Mitarbeitern und Büros in Wien und Los Angeles herangewachsen. Doch gerade an aktuellen Projekten wird immer wieder kritisiert, dass sich Coop Himmelb(l)au von der ursprünglich erwünschten Wirkung ihrer Architektur weit entfernt haben, und die revolutionären Ansätze ihrer frühen Studien zugunsten des Bauens immer komplexerer Geometrien verloren haben. Das Büro stehe mittlerweile für eine Signature-Architektur, die auf ein bekanntes, spektakuläres Formenrepertoire zurückgreift, aber keine grundlegenden Neuerungen mehr erreicht. Bei der Menge und Größenordnung an Bauten, die sie zuletzt realisiert haben, ist eine gewisse Verwässerung der Grundideen wohl auch nicht auszuschließen. Jedoch arbeiten Coop Himmelb(l)au nach wie vor an Projekten, in denen die Grenzen des technisch Machbaren, in manchen Fällen auch die Grenzen der Möglichkeiten ihrer Architektur, aufgezeigt werden.

Das große Format dieses Bildbandes kommt nun dem Inhalt sehr zugute. Man hätte die Anzahl der Fotos zugunsten von einigen technischen Details reduzieren können, bis auf einige wenige Ausnahmen fehlen diese vollständig. Insgesamt handelt es sich aber um ein kurzweiliges Buch, das einen tiefen Blick in das Werk von Coop Himmelb(l)au erlaubt.

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